Es gibt eine Sorte von Ansichten über die Welt, die wir mit Zähnen und Klauen verteidigen. Wir stellen uns blind gegen Informationen, die ihnen widersprechen, werten sie reflexhaft ab oder werden richtiggehend zornig auf die, die sie weitergeben. Im Extremfall erklären wir Menschen und Gruppen zu Feinden und ziehen in den Krieg gegen sie, weil ihre Ansichten uns in dieser Weise provozieren.
Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Psychologie hinter diesem Phänomen. Was dabei geschieht, ist, in aller Kürze gesagt, dass Menschen moralische Gemeinschaften bilden und dabei heilige Werte verinnerlichen, die sie an ihre Gruppe binden. Dieser Mechanismus der Gruppenintegration durch heilige Werte ist ein Produkt der Evolution, das unserer außerordentlichen Fähigkeit zur Koordination und Kooperation in Großgruppen und somit unserem Erfolg als Spezies zugrunde liegt.
Die Kehrseite dessen ist eine reflexhafte Feindseligkeit gegen jeden, der die heiligen Werte verletzt, sei es ein Vertreter einer Fremdgruppe oder ein Ketzer in den eigenen Reihen. Sein Handeln bedroht das, was die Gruppe im Innersten zusammenhält, und deren Mitglieder stoßen ihn ab wie Antikörper einen Krankheitserreger. Verletzt jemand heilige Werte, stellt sich unwillkürlich eine Wahrnehmung dieser Person als bösartig ein.
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