Farbenblindheit und Selbsthass weißer US-Amerikaner

Das US-ame­ri­ka­ni­sche Wahl­for­schungs­in­sti­tut ANES hat kürz­lich Daten aus einer Erhe­bung von 2020 ver­öf­fent­licht. Dar­in fin­den sich inter­es­san­te Infor­ma­tio­nen über die Sym­pa­thien von Wei­ßen, Schwar­zen, Asia­ten und His­pa­nics für die jeweils ande­ren Grup­pen und die eigene:

Gra­fik von hier

Die Zah­len­wer­te bezie­hen sich auf ein soge­nann­tes Gefühls­ther­mo­me­ter, das von null bis 100 reicht. Die Instruk­ti­on für die Teil­neh­mer dazu:

Bewer­tun­gen zwi­schen 50 und 100 Grad bedeu­ten, dass Sie der Grup­pe posi­ti­ve und war­me Gefüh­le ent­ge­gen­brin­gen. Bewer­tun­gen zwi­schen 0 und 50 Grad bedeu­ten, dass Sie der Grup­pe kei­ne posi­ti­ven Gefüh­le ent­ge­gen­brin­gen und sie nicht beson­ders mögen. Wäh­len Sie eine Bewer­tung der Grup­pe auf der 50-Grad-Mar­ke, wenn Sie ihr gegen­über weder beson­ders war­me noch kal­te Gefüh­le hegen.

ANES-Fra­ge­bo­gen 2020, S. 122 ff.
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Die Verfassung im Kopfstand

Am 25. Novem­ber 2020 hat der »Kabi­netts­aus­schuss zur Bekämp­fung von Rechts­extre­mis­mus und Ras­sis­mus« im Auf­trag der deut­schen Bun­des­re­gie­rung eine Lis­te von 89 Maß­nah­men vor­ge­legt, die die­ser Bekämp­fung die­nen sol­len. Eine davon sieht die »Erset­zung des Begriffs ›Ras­se‹« in Arti­kel 3 des Grund­ge­set­zes vor, der ver­al­tet und unwis­sen­schaft­lich sei. Der betref­fen­de Satz ist dieser:

Nie­mand darf wegen sei­nes Geschlech­tes, sei­ner Abstam­mung, sei­ner Ras­se, sei­ner Spra­che, sei­ner Hei­mat und Her­kunft, sei­nes Glau­bens, sei­ner reli­giö­sen oder poli­ti­schen Anschau­un­gen benach­tei­ligt oder bevor­zugt werden.

Es geht um einen Kern­be­stand­teil der frei­heit­lich-demo­kra­ti­schen Grund­ord­nung – das Ver­bot der Dis­kri­mi­nie­rung von Indi­vi­du­en auf­grund (zuge­schrie­be­ner) Grup­pen­zu­ge­hö­rig­kei­ten und das Prin­zip der Gleich­heit vor dem Gesetz.

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Sind wir alle Pseudo-Realisten?

Soll­te der Begriff »Pseu­do-Rea­li­tät« in den all­ge­mei­nen Sprach­ge­brauch ein­ge­hen, ist zu erwar­ten, dass er bald von allen mög­li­chen Grup­pen gegen ihre jewei­li­gen Geg­ner ver­wen­det wer­den wird, ähn­lich wie es etwa mit »Fake News« geschieht. Das ist nicht zu ver­mei­den und zunächst mal auch legi­tim, auf Begrif­fe gibt es kei­ne Mono­po­le. Doch es gin­ge viel ver­lo­ren, wenn »Pseu­do-Rea­li­tät« auf den vagen Gehalt »Falsch­in­for­ma­ti­on« oder »Auf­fas­sun­gen, die nicht ganz rich­tig sind« ver­wäs­sert wür­de. Dafür hät­te man kei­nen neu­en Aus­druck gebraucht. Die Idee hin­ter »Pseu­do-Rea­li­tät« ist spe­zi­fi­scher und umfasst mehr.

Da ich das Kon­zept für zeit­dia­gnos­tisch wich­tig hal­te, will ich in einer Rei­he von Bei­trä­gen, begin­nend mit die­sem, genau­er her­aus­ar­bei­ten, wie man Rea­li­tät und Pseu­do-Rea­li­tät bzw. eine Ori­en­tie­rung an der einen oder ande­ren theo­re­tisch und prak­tisch unter­schei­det, immer mit dem letzt­end­li­chen Ziel, Pseu­do-Rea­li­tät zu erken­nen und trockenzulegen.

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Ein neorassistisches Panorama

Am 26. Febru­ar brach­te »Bericht aus Ber­lin« die­sen kur­zen Zusam­men­schnitt aus der Bun­des­tags­de­bat­te am sel­ben Tag:

»Uff…« – @helgelindh und die Coca-Cola-Anek­do­te des AfD-Poli­ti­kers @Marc_Jongen in der heu­ti­gen Kolo­nia­lis­mus-Debat­te im Bun­des­tag. pic.twitter.com/M0NszIJHaB

— Bericht aus Ber­lin (@ARD_BaB) Febru­ary 26, 2021

Es ist ein Bei­spiel für die Art von Medi­en­ver­sa­gen, die mich im Som­mer 2020 dazu bewo­gen hat, den Bei­trag zu schrei­ben, aus dem schließ­lich das Buch »Im Schat­ten guter Absich­ten« wur­de.

Das Haupt­pro­blem ist die Aus­las­sung. Der durch­schnitt­li­che ÖRR-Zuschau­er, der nicht die Eng­lisch­kennt­nis­se, Zeit und Inter­net­kom­pe­tenz hat, sich durch Social Media und akti­ves Goo­geln selbst über die Vor­gän­ge in den USA zu infor­mie­ren, erhält hier kei­ne Chan­ce, zu ver­ste­hen, wor­um es eigent­lich geht.

Was ver­steht »Bericht aus Ber­lin« unter einer »Anek­do­te«?

Die Coca-Coca-Schu­lung bau­te auf dem Mega­best­sel­ler »White Fra­gi­li­ty« von Robin DiAn­ge­lo auf. Schu­lun­gen die­ser Art fin­den in unzäh­li­gen Fir­men statt. Diver­si­ty-Trai­nings sind eine Mil­li­ar­den­in­dus­trie. Jon­gen konn­te über­haupt nur auf die Idee kom­men, die­se Schu­lung zu erwäh­nen, weil sie in den USA skan­da­li­siert wor­den war. 

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Falsches Opfertum als soziales Kapital

Quil­let­te berich­tet über eine aktu­el­le Stu­die, die sich mit der Nei­gung beschäf­tigt, Opfer­tum zur Schau zu stel­len und sich dadurch Vor­tei­le zu ver­schaf­fen. Wie es scheint, ist die­se Nei­gung mit der soge­nann­ten dunk­len Tria­de der Per­sön­lich­keits­merk­ma­le ver­bun­den: Nar­ziss­mus, Machia­vel­lis­mus und Psychopathie.

Die­se und wei­te­re Erkennt­nis­se aus der Stu­die bil­den ein wei­te­res wert­vol­les Puz­zle­stück für ein Gesamt­bild, an dem unter ande­rem ich hier arbei­te. Die Psy­cho­lo­gie der Opfer­men­ta­li­tät habe ich in »Der ras­sis­ti­sche Anti­ras­sis­mus« als wich­ti­gen Fak­tor des Pro­blem­kom­ple­xes ange­spro­chen. In dem Text »Psy­cho­lo­gi­sche Hebel der Woke­ness«, der in mei­nem Buch ent­hal­ten ist, taucht das Opfer­tum als wesent­li­cher unter den beschrie­be­nen Hebeln auf. In »Pseu­do-Rea­li­tät« schließ­lich geht es um das Schar­nier zwi­schen psy­cho­lo­gi­schen Eigen­schaf­ten wie denen, die die dunk­le Tria­de abbil­det, und mäch­ti­gen Ideo­lo­gien, deren pri­mä­res sozia­les Kapi­tal behaup­te­tes Opfer­tum ist.

Daher doku­men­tie­re ich im Fol­gen­den Aus­zü­ge des Arti­kels in deut­scher Über­set­zung. Alle Links ste­hen so im Original.

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Gina Carano

Seit ein paar Mona­ten hal­te ich stän­dig Aus­schau nach guten Nach­rich­ten hin­sicht­lich der tota­li­tä­ren Ten­den­zen, die beson­ders in den USA bedroh­li­che Aus­ma­ße ange­nom­men haben. Mei­ner Ein­schät­zung nach hat sich dort ein erheb­li­ches destruk­ti­ves Poten­zi­al auf­ge­baut, und ob die­ses wie­der abge­baut wer­den kann oder in ent­spre­chend destruk­ti­ve Sys­tem­ver­än­de­run­gen mün­det, hängt wesent­lich davon ab, ob, wann und wie­weit sich ein Wider­stand gegen die­se Ent­wick­lung for­miert. Des­halb war­te ich auf Anzei­chen dafür, dass dies passiert.

Gina Cara­no ist so eine posi­ti­ve Nach­richt. Die Kampf­sport­le­rin und Hol­ly­wood-Schau­spie­le­rin ver­lor kürz­lich wegen eini­ger poli­tisch unkor­rek­ter Tweets, die den übli­chen Online-Mob auf den Plan rie­fen, ihre regel­mä­ßi­ge Rol­le in der erfolg­rei­chen Star-Wars-Serie »The Man­dalo­ri­an« von Lucasfilm/Disney. Die gute Nach­richt dar­an ist, dass sie seit­her eine Wel­le der Soli­da­ri­tät erfährt. Dazu gehör­te auch, dass Ben Sha­pi­ros Medi­en­un­ter­neh­men »The Dai­ly Wire« ihr anbot, einen Film mit ihr zu pro­du­zie­ren, und sie sofort ein­wil­lig­te. Heu­te ist ein aus­führ­li­ches Inter­view erschie­nen, das Ben Sha­pi­ro mit Gina Cara­no geführt hat und das ich the­ma­tisch Inter­es­sier­ten empfehle.

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Pseudo-Realität

Der Woke­ness-Kri­ti­ker James Lind­say hat am 25. Dezem­ber 2020 den bahn­bre­chen­den Text »Psy­cho­pa­thy and the Ori­g­ins of Tota­li­ta­ria­nism« – Psy­cho­pa­thie und die Ursprün­ge des Tota­li­ta­ris­mus – ver­öf­fent­licht, der als Theo­rie der Woke­ness-Bewe­gung voll­stän­di­ger ist als alles, was ich bis dahin dar­über gele­sen hat­te. Ich glau­be, dass die­se Theo­rie und ihr zen­tra­les Kon­zept, Pseu­do-Rea­li­tät, für das Ver­ständ­nis des Phä­no­mens und für Wider­stand dage­gen äußerst nütz­lich sein kön­nen. Im Fol­gen­den gebe ich daher Lind­says Über­le­gun­gen wie­der, wie ich sie ver­ste­he. Teil­wei­se bin ich dabei nahe am Ori­gi­nal­text, an ande­ren Stel­len habe ich eige­ne Erläu­te­run­gen oder Bei­spie­le hin­zu­ge­fügt, wo ich es für sinn­voll hielt. Lind­says Text ist sehr dicht und abs­trakt und daher etwas müh­sam zu lesen. Ich zie­le hier nicht dar­auf, die­sel­be Dich­te zu repro­du­zie­ren, son­dern will vor allem die Kern­ge­dan­ken in einer rela­tiv leicht ver­ständ­li­chen Form auch im Deut­schen ver­füg­bar machen.

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Trojanische Pferde der Wokeness

Ein zen­tra­ler Mecha­nis­mus der Woke­ness-Ideo­lo­gie beruht auf dem stra­te­gi­schen Ein­satz von Begrif­fen mit dop­pel­ten Bedeu­tun­gen. Alle ihre tra­gen­den Begrif­fe tre­ten in meh­re­ren Bedeu­tungs­va­ri­an­ten auf, die von unter­schied­li­cher theo­re­ti­scher (bzw. theo­lo­gi­scher) Tie­fe und in unter­schied­li­chen Pha­sen der Indok­tri­nie­rung anschluss­fä­hig sind. Die mehr ober­fläch­li­chen, nai­ven Bedeu­tun­gen sind anspre­chend für Neu­lin­ge und anschluss­fä­hig an den Libe­ra­lis­mus; die tie­fe­ren bil­den die Gedan­ken­welt der fort­ge­schrit­te­nen Ideo­lo­gen, die sich von der­je­ni­gen nor­ma­ler Men­schen im Libe­ra­lis­mus dras­tisch unter­schei­det. Die Dop­pel­be­grif­fe tar­nen die­se Rea­li­täts­fer­ne der Theo­rie und For­de­run­gen und ver­klei­den sie zunächst als etwas Harm­lo­ses. Je tie­fer man dann in die Theo­rie und zuge­hö­ri­gen Krei­se ein­taucht, des­to mehr wird man mit den weni­ger harm­lo­sen Gehal­ten ver­traut. Die­ser Mecha­nis­mus ist für das Ver­ständ­nis der »Social Justice«-Ideologien und der Mecha­nis­men ihrer Ver­brei­tung wesentlich.

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»Du darfst nur nicht mitspielen«

Beim Kampf gegen Ras­sis­mus geht es doch ver­dammt noch mal nicht um die Befind­lich­kei­ten und Bedürf­nis­se und Emp­find­lich­kei­ten von wei­ßen Menschen.

Hel­ge Lindh (SPD)

Nach klas­si­scher Defi­ni­ti­on und all­ge­mei­nem Sprach­ge­brauch ist Ras­sis­mus eine meist abwer­ten­de Beur­tei­lung von Per­so­nen auf Basis tat­säch­li­cher oder zuge­schrie­be­ner ras­si­scher Eigen­schaf­ten bezie­hungs­wei­se die Ungleich­be­hand­lung, die aus sol­chen Beur­tei­lun­gen erwächst. Doch die­se Auf­fas­sung wird mehr und mehr durch eine neue abge­löst, der zufol­ge man nur dann von Ras­sis­mus spre­chen kön­ne, wenn die Abge­wer­te­ten »struk­tu­rell benach­tei­ligt« (o. Ä.) und die Ras­sis­ten »struk­tu­rell pri­vi­le­giert« sind, und die struk­tu­rell Pri­vi­le­gier­ten sei­en in unse­rer Welt immer die Weißen.

Natür­lich kön­nen sich Begriffs­be­deu­tun­gen wan­deln und kann man Defi­ni­tio­nen ändern. Das ist aber nur dann sinn­voll und wird ohne Gewalt­akt wohl auch nur dann gelin­gen, wenn dadurch die Aus­drucks- und Dif­fe­ren­zie­rungs­mög­lich­kei­ten der Spra­che zuneh­men oder wenigs­tens gleich­blei­ben. Das ist hier nicht der Fall. Die Aus­drucks- und Dif­fe­ren­zie­rungs­mög­lich­kei­ten des neu­en Ras­sis­mus­be­griffs sind um Grö­ßen­ord­nun­gen gerin­ger als die des klas­si­schen, wie ich im Fol­gen­den erläutere.

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