Ich war bei dem Podcast A Distanza – Aufklärung und Kritik zu Gast. Die fast 2‑stündige Aufnahme findet sich hier auf Spotify und hier auf YouTube.
Die Parallelstruktur
Dass unter anderem der öffentlich-rechtliche Rundfunk inzwischen wie selbstverständlich die Vorstellung für überholt oder ungültig erklärt, dass es zwei Geschlechter gibt, geht auf die Jahrzehnte alte Praxis der Sozialwissenschaften zurück, nicht auf dem gesicherten Wissen der Naturwissenschaften aufzubauen, sondern es weitgehend zu ignorieren und eine unverbundene Parallelstruktur daneben hochzuziehen. Dadurch können Sozialwissenschaftler recht großzügig behaupten, was sie wollen, ohne sich mit anspruchsvollen Fächern wie Biologie, Physik, Mathematik oder selbst einer empirisch arbeitenden Psychologie auseinandersetzen zu müssen.
→ weiterlesenDie Gnade der Geburt vor Current Year
Das Model auf der Titelseite des aktuellen Playboy, Hanna Sökeland, ist lesbisch und hat Kindheitserinnerungen, wie man sie von vielen Lesben, unter umgekehrten Vorzeichen von Schwulen und in geringerem Umfang auch von Heterosexuellen gelegentlich hören kann. Sie war als Kind kein typisches Mädchen:
Als kleines Kind habe ich eher maskulin gewirkt und mich oft wie ein Junge gekleidet. Die feminine Seite habe ich erst spät an mir entdeckt. Als meine jüngeren Schwestern angefangen haben, sich zu schminken, fand ich das irgendwie schön und wollte das auch machen. Heute mag ich beide Seiten total gerne an mir und wollte die neu entdeckte möglichst weit ausreizen.
Kein Problem, sollte man meinen. Aber dank Genderideologie und dahinter Queer Theory wird es heute für viele zum Problem.
Sökeland hat Glück, dass sie Mitte der 90er geboren wurde und nicht 20 Jahre später. Heute wird ein maskulin wirkendes Mädchen schnell für »trans« erklärt.
→ weiterlesenDie Politik der Negation
Das Wahre ist das Ganze. Das Ganze aber ist nur das durch seine Entwicklung sich vollendende Wesen. Es ist von dem Absoluten zu sagen, dass es wesentlich Resultat, dass es erst am Ende das ist, was es in Wahrheit ist; und hierin eben besteht seine Natur, Wirkliches, Subjekt oder Sichselbstwerden zu sein.
G.W.F. Hegel
Wenn Ferda Ataman verbal gegen die Bevölkerung austeilt und Politiker jubeln, sie sei für die Stelle der Antidiskriminierungsbeauftragten »genau die Richtige«, liegt der Schluss nahe, dass diese Politiker die Bevölkerung verachten. Aber ich glaube, bei Ataman und in vergleichbaren Fällen ist ein anderes Motiv entscheidend: eine bestimmte magisch-mystische Strategie von einflussreichen Teilen der Linken zur Vervollkommnung der Gesellschaft.
Die entscheidende Anregung hierzu stammt von James Lindsay, der seit einiger Zeit darauf hinweist, dass die Linke seit Marx auf einem hegelianischen Fundament stehe und die Dialektik ihr »Betriebssystem« sei. Ich habe das letztes Jahr hier erwähnt und später einen längeren Text dazu wieder offline genommen, weil ich damit nicht zufrieden war – das Thema ist sperrig. Aber man kommt nicht darum herum, wenn man die Sorte Utopismus genauer verstehen will, zu der auch die heute virulente Wokeness gehört. Ich nehme deshalb hier den Faden wieder auf.
Maßgebliche Teile der Linken (»not all« usw.) sehen die Menschheit in einem Prozess der Vervollkommnung und unsere moralische Pflicht darin, zu dieser Vervollkommnung beizutragen oder ihr zumindest nicht im Weg zu stehen. Das ist soweit noch nichts allzu Besonderes – jeder sollte den Wunsch haben, dass die Dinge besser werden, und eine gewisse soziale Entwicklung vollzieht sich ja auch eindeutig. Doch die Idee von Vervollkommnung, um die es hier geht, ist spezifischer. Sie hat eine folgenreiche magisch-religiöse Komponente, die in der Annahme besteht, dass die angestrebte Vollkommenheit den Dingen gewissermaßen als ihre Bestimmung oder ihre wahre Form, ihre voll verwirklichte Essenz, bereits innewohne und sozusagen darauf warte, freigelegt zu werden. Zum Ende der Geschichte hin gilt es dies nach und nach zu tun. Die Utopisten dieser Art dienen dem Ziel, den vollkommenen Endzustand mit seinen perfektionierten neuen Menschen herzustellen, wie einem Gott. Die vollkommene Gesellschaft der vollkommenen Menschen ist ihr Gott am Ende der Geschichte.
→ weiterlesenRassismus-Detektive im Auftrag der Regierung: Wenn Weiße immer die Täter sind
[Ich dokumentiere hier meinen neuesten Beitrag in der Berliner Zeitung. Der Titel wurde zwischenzeitlich geändert, aber mit diesem wurde er ursprünglich veröffentlicht.]
Der Staat finanziert aktivistische Rassismusforschung mit Millionen. Die wissenschaftlichen Grundlagen sind dünn, Ergebnisse stehen schon vorher fest.
6.7.2022
Am Donnerstag soll Ferda Ataman Antidiskriminierungsbeauftrage der Bundesregierung werden. Ataman bezeichnet weiße Deutsche bekanntlich als „Kartoffeln“ und verdächtigt Krankenhäuser, Menschen mit Migrationshintergrund während der Pandemie als Letzte zu behandeln. Was für viele nun wie ein Dammbruch wirkt, ist aber nur ein weiterer Schritt im Zuge des Aufstiegs einer neuen Schule von radikalen „Antirassisten“ in die Institutionen.
Für sie ist Deutschland bis ins Mark rassistisch – wie alle Länder, die mehrheitlich von weißen Menschen bewohnt werden. Wer das bestreitet, beweist damit in ihren Augen nur seinen Rassismus. Als Therapie verschreibt sie aktive Diskriminierung von Weißen und ein permanentes Bemühen, den Rassismus freizulegen, den sie in jedem Winkel der Gesellschaft und unserer Psyche vermutet.
Ursprünglich aus den Vereinigten Staaten stammend, nimmt der neue Antirassismus auch in Deutschland immer mehr Fahrt auf. Zum Beispiel am Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung, kurz DeZIM, das am 9. und 10. Juni auf einer Berliner Tagung die Auftaktstudie seines „Nationalen Diskriminierungs- und Rassismusmonitors“ (NaDiRa) vorgestellt hat.
Den Auftrag zur Einrichtung des NaDiRa erhielt das Institut bereits 2020 vom Deutschen Bundestag auf Initiative des Kabinettsausschusses zur Bekämpfung von Rechtsextremismus und Rassismus unter Angela Merkel. Offiziell soll der Rassismusmonitor kontinuierlich „Ursachen, Ausmaß und Folgen von Rassismus in Deutschland“ untersuchen und in regelmäßigen Abständen entsprechende Studien veröffentlichen.
→ weiterlesenGibt es wirklich keinen Rassismus gegen Weiße?
Dieser Beitrag ist ursprünglich online am Donnerstag, den 14. Oktober und gedruckt in der Wochenendausgabe vom 16./17. Oktober 2021 in der Berliner Zeitung erschienen. Folgende Fassung ist – abgesehen von zwei Links, die ich hinzugefügt habe – mit der dort veröffentlichten identisch.
Sarah-Lee Heinrich wird Rassismus gegen Weiße unterstellt. Heinrichs Unterstützer sagen: So etwas gibt es gar nicht. Unser Autor hält dagegen.
Selten reden Menschen so systematisch aneinander vorbei wie beim Thema „Rassismus gegen Weiße“. Denn der Streit darüber, ob es diesen gibt, dreht sich nicht um Fakten, sondern um Definitionen. Und die neue Definition, die Rassismus nur in einer Richtung zulässt, entspricht nicht dem, was die meisten Menschen meinen, wenn sie von „Rassismus“ sprechen.
In den letzten Tagen haben alte Tweets von Sarah-Lee Heinrich, der neu gewählten Bundesvorsitzenden der Grünen Jugend, diese Formel „Rassismus gegen Weiße“ wieder einmal zum Twitter-Trend gemacht. Diese Tweets, erwartbar ausgegraben von Gegnern der Grünen, waren größtenteils Niveaulosigkeiten einer damals um die 14-Jährigen aus dem Jahr 2016. Vieles davon kann man als verzeihliches jugendliches Unsinnreden abhaken. Dazu gehören aber nicht Heinrichs Einlassungen über Rassismus und weiße Menschen, denn dabei geht es nicht nur um sie, sondern um eine Ideologie, die weiter verbreitet ist und an Einfluss gewinnt.
→ weiterlesenZum Thema »Rassismus gegen Weiße«
… habe ich einen Artikel für die Berliner Zeitung geschrieben:
Selten reden Menschen so systematisch aneinander vorbei wie beim Thema „Rassismus gegen Weiße“. Denn der Streit darüber, ob es diesen gibt, dreht sich nicht um Fakten, sondern um Definitionen. Und die neue Definition, die Rassismus nur in einer Richtung zulässt, entspricht nicht dem, was die meisten Menschen meinen, wenn sie von „Rassismus“ sprechen.
Nachtrag: Ein YouTuber behandelt den Text.
Das Dogma der Chancenlosigkeit
Schockwellen gingen durch die Linke, als bekannt wurde, dass die FDP bei der Bundestagswahl die größte Gruppe von Erstwählern für sich gewinnen konnte. Teresa Bücker, die ehemalige Chefredakteurin des feministischen Magazins Edition F, twitterte:
Aus dem »hört auf die Jungen!« wird unter geeigneten Umständen auch ganz schnell ein »die Jungen sind Idioten!«:
Auf der Linken herrscht eine Art Dogma, dass der einzelne Mensch in Bezug auf sein Schicksal wenig ausrichten könne und es daher autoritäre Eingriffe in welcher Form auch immer brauche, um ihm Chancen zu eröffnen. Aber dieses Dogma ist erstens nicht wahr und zweitens schädlich, da es als selbsterfüllende Prophezeiung wirkt. Dies ist ein Aspekt des tieferen Problems, dass wir in einer Kultur leben, die den Glauben an sich selbst verloren hat.
→ weiterlesenGekapert
Understand immediately that ALL professional organizations are captured. All of them. Accept this reality now and recalibrate accordingly.
James Lindsay
The facts don’t care about your feelings. They care about the feelings of people much more powerful than you.
Bret Weinstein
Der Film Invasion of the Body Snatchers oder Die Körperfresser kommen erzeugt eine dichte Atmosphäre der Paranoia, indem er das Erlebnis vermittelt, dass sich immer größere Teile des Vertrauten in etwas Fremdes und Bösartiges verwandeln. Die Mitmenschen werden nach und nach durch zombiehafte außerirdische Doppelgänger ersetzt. Dieser Prozess läuft zunächst im Verborgenen ab und lange Zeit ist nicht klar, wie weit er schon vorangeschritten ist, denn die Menschenattrappen sind oberflächlich betrachtet nicht von den Originalen zu unterscheiden.
So verwandelt sich die Welt um unsere Helden herum allmählich in eine kolonisierte. Immer wieder kommen sie zu der schmerzlichen Einsicht, dass ein einst vertrauter Mensch bereits ersetzt wurde. Immer weniger Orte sind sicher, immer weniger Akteure vertrauenswürdig. Als sie sich klarmachen, was vor sich geht, ist es schon zu spät, um es aufzuhalten, falls es überhaupt je eine Chance dazu gab. In der symbolträchtigen Schlussszene der Fassung von 1978 sehen wir, dass der Protagonist selbst zum Monster geworden ist und die letzte Überlebende an das Kollektiv der Monster ausliefert, man könnte auch sagen: cancelt.
→ weiterlesenChinesen warnen vor Kulturrevolution in den USA
→ weiterlesenIch bin besorgt, erschrocken zu sehen, was heute auf amerikanischem Boden vor sich geht. Teile und herrsche ist eine typische marxistisch-kommunistische Taktik gegen die Bürger. Ich hoffe, die Leute erkennen das. Ich will nicht noch eine Kulturrevolution durchstehen müssen.
Lily Tang Williams