Cem Özdemir ist aufgefallen, dass der politische Gegner manchmal Realitätsbezug vermissen lässt.
…
Wer sagt’s ihm?
Ich. Auf YouTube.
Cem Özdemir ist aufgefallen, dass der politische Gegner manchmal Realitätsbezug vermissen lässt.
…
Wer sagt’s ihm?
Ich. Auf YouTube.
Dieser Text ist ursprünglich bei »Der Sandwirt« erschienen. Ich habe das Thema außerdem in zwei Videos vertieft:
„Warum haben die Woken eigentlich immer bessere Laune als die Anti-Woken?“, erkundigte sich Georgine Kellermann (WDR) vor ein paar Wochen auf Twitter. Die Frage überrascht, wenn man den Zorn der berüchtigten Twitter-Mobs, das zwanghafte Dauerproblematisieren von allem und jedem und die für TikTok mitgefilmten Nervenzusammenbrüche kennt, die für dieses Milieu charakteristisch sind.
Anders ausgedrückt: Sie haben mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine bessere Laune, von „immer“ ganz zu schweigen. Zahlreiche Studien belegen, dass Konservative fast überall auf der Welt mit ihrem Leben zufriedener sind als Linke, während Letztere häufiger von Depressionen, Ängsten und psychischer Krankheit geplagt sind. Hinzu kommt als akuter Befund, dass seit etwa 2012 die psychische Gesundheit der jungen Generation abstürzt. Davon sind Mädchen und Frauen stärker betroffen als Jungen und Männer, Weiße stärker als Dunkelhäutige – und mit Abstand Linke stärker als Konservative.
Mehr als 50 Prozent der 18- bis 29-jährigen linken Frauen in den USA gaben 2020 beispielsweise an, schon einmal mit einem psychischen Leiden diagnostiziert worden zu sein. Bei den linken Männern dieser Altersgruppe waren es knapp über 30 Prozent. Die entsprechenden Zahlen im konservativen Lager: rund 20 und knapp 14 Prozent.
Grafik: Jonathan Haidt mit Daten von Pew Research
→ weiterlesenIch habe ein Video über Amazons »Die Ringe der Macht« und die Probleme forcierter Diversity in fiktionalen Geschichten aufgenommen.
Die FAZ berichtet über eine aktuelle Studie zur Akzeptanz des Gendersterns, die auch selbst im Netz verfügbar ist. Sie gibt anhand einiger Korrelationen Aufschluss darüber, welche persönlichen Merkmale eine positive Haltung zum Genderstern begünstigen. Vieles davon ist nicht neu, aber ein interessanter Aspekt ist es doch, und alles zusammen ergibt ein interessantes Bild.
Eine Besonderheit der Studie ist die indirekte Art, durch die die Haltungen zum Genderstern ermittelt wurden. Die rund 10.000 Befragten wussten nicht, dass dies das eigentliche Thema der Studie war, sondern wurden gebeten, auszuwählen, welche Version des Fragebogens sie bearbeiten wollten: eine mit Genderstern oder mit generischem Maskulinum. Sie glaubten also, dass es sich dabei nur um eine Formalie der Befragung handelte, die gar nicht erfasst wird. Das erhöht die Chance auf ehrliche Antworten im Hinblick auf die eigenen Präferenzen.
Insgesamt haben 21 Prozent der Befragten für die Version mit Genderstern optiert. 75 Prozent wählten das generische Maskulinum, der Rest traf keine Entscheidung. Das entspricht grob dem Bild repräsentativer Meinungsumfragen der letzten Jahre (hier ist eine aktuelle).
Weitere Befunde:
Nichts davon ist besonders überraschend. Doch die Studie erwähnt auch einen Faktor, von dem man in den üblichen Umfragen eher noch nicht gehört hat:
Insbesondere Personen, die eine hohe Zustimmung zu staatlichen Eingriffen zeigen, haben eine höhere Wahrscheinlichkeit, die geschlechtergerechte Version zu wählen. Diese Variable hat sich mit deutlichem Abstand als der erklärungsmächtigste Faktor in der Analyse erwiesen.
Kann man also sagen, dass Gendersprache primär von gut situierten autoritären Linken in den Städten ausgeht? Es wäre interessant, das einmal mit einer Autoritarismusskala zu überprüfen. Die Annahme liegt nahe, dass eine globale Neigung zur Befürwortung staatlicher Eingriffe Ausdruck einer autoritären Einstellung ist. Eine unveröffentlichte Studie von Jordan Peterson ergab vor Jahren, dass die Anhänger politischer Korrektheit sich in zwei Lager spalten: Egalitäre und Autoritäre. Das würde zu diesen Befunden passen. Die Befürwortung des Genderns korreliert mit links, erreicht aber auch links keine Mehrheit. Es ist nur eine Teilgruppe der Linken.
Wenn jedenfalls fragmentarisch aus einer Wokenesskonferenz herausdringt, dass Dieter Nuhr von einer »machtvollen kleinen Elite« gesprochen hat, die »versucht zu steuern«, scheint das Bild, das obige Zahlen beschreiben, damit ganz gut getroffen. Allemal besser als mit der Reaktion der grünen politischen Vertreter jener gut situierten autoritären Linken in den Städten, die in Nuhrs Aussage ohne jede Beachtung des Kontexts »strukturellen Antisemitismus« entdeckt haben wollten. Getroffene Hünd*innen bellen.
Dieser Text ist ursprünglich bei »Der Sandwirt« erschienen.
„Wenn man die Pandemie Revue passieren lässt, muss man natürlich sagen, dass Grundrechte Abwehrrechte gegenüber staatlichen Maßnahmen sind und – das ist ja auch gerichtlich festgestellt worden – dass die eine oder andere Maßnahme sicherlich auch unverhältnismäßig gewesen ist.“
Dies sind die Worte von Edgar Franke, parlamentarischer Staatssekretär beim Gesundheitsminister, geäußert in der Fragestunde im Bundestag am 15. März 2023. „Ich meine diese Geschichte, dass man nachts nicht rausdurfte. Auch der Minister hat beispielsweise ausdrücklich gesagt, dass es in der zweiten, dritten, vierten Welle sicherlich problematisch war, dass an den Schulen kein Unterricht stattgefunden hat. Das hat sicherlich soziale Auswirkungen auf Schüler und Schülerinnen gehabt, die zum Teil schwerwiegend waren.“
Inzwischen räumen auch höchste Stellen ein, dass die staatlichen Covid-Maßnahmen teilweise zu weit gegangen sind und mehr geschadet als genützt haben. In den Vorjahren allerdings ging diese Politik vielen umgekehrt noch nicht weit genug. Dazu gehören die Unterstützer der Initiative „Zero Covid“, die sich zum Ziel gesetzt hatte, Covid vollständig auszurotten, wie es trotz brutaler Lockdowns auch in China nicht gelungen ist. „Die Maßnahmen der Regierung reichen nicht aus“, heißt es im Aufruf der Initiative vom 12. Januar 2021. „Das Ziel darf nicht in 200, 50 oder 25 Neuinfektionen bestehen – es muss Null sein.“
Dies sollte durch einen „solidarischen Shutdown“ erreicht werden, „eine solidarische Pause von einigen Wochen“. Betriebe und Schulen müssten „geschlossen und die Arbeitspflicht ausgesetzt werden“, und zwar, „bis die oben genannten Ziele erreicht sind“.
Flankierend forderte die Initiative ein „umfassendes Rettungspaket für alle“, gezielte Unterstützung besonders vom Shutdown betroffener Gruppen, einen massiven Um- und Ausbau der Gesundheitsinfrastruktur und eine Verstaatlichung von Impfstoffen. Mit dem „enormen Reichtum“ der europäischen Gesellschaften sei all das „problemlos finanzierbar“. Zwecks Zugriff auf diesen Reichtum sieht die Zero-Covid-Strategie „die Einführung einer europaweiten Covid-Solidaritätsabgabe auf hohe Vermögen, Unternehmensgewinne, Finanztransaktionen und die höchsten Einkommen“ vor.
Insbesondere in Anbetracht der letzteren Pointe verwundert es nicht, dass sich die Unterzeichnerliste liest wie ein Who’s Who der deutschsprachigen linken Medienprominenz. (Die Website gibt es nicht mehr, aber man findet eine Kopie im Internetarchiv unter archive.org.)
Doch wie kommt das eigentlich? Was hat die Befürwortung harten Durchgreifens zur Bekämpfung eines Virus mit einer linken politischen Orientierung zu tun?
→ weiterlesenDieser Text ist ursprünglich bei bei »Der Sandwirt« erschienen.
„Die Forderung der Ideologie ist die, dass der Mensch – ein unberechenbares und spontanes Wesen – aufhört, als solcher zu existieren, und dass alle Menschen Entwicklungsgesetzen unterworfen werden, die einer ideologischen Wahrheit folgen. Deshalb verlangt die Abkehr von einer unzuverlässigen Realität hin zu einer kohärenten Fantasie eine absolute Auslöschung menschlicher Spontanität und Freiheit.“
Dies schrieb Roger Berkowitz, akademischer Direktor des Hannah Arendt Center for Politics and Humanities in einem Beitrag über die Realitätsflucht des Totalitarismus letztes Jahr für das Magazin „Quillette“. Doch es könnte sich genauso gut um eine Aufgabenbeschreibung für einen der sogenannten „Sensitivity Reader“ handeln, die neuerdings in Verlagen ihr Unwesen treiben.
Sensitivity Reader sind sozusagen die Politkommissare unter den Lektoren. Sie kümmern sich im Auftrag von Verlagen darum, dass entstehende Texte in politisch korrekten Bahnen bleiben, oder bearbeiten sogar ältere Werke entsprechend nach. In den letzten Wochen wurde beispielsweise bekannt, dass die berühmten Kinderbücher von Roald Dahl sowie die James-Bond-Romane von Ian Fleming für Neuausgaben politisch korrekt überarbeitet wurden. Immerhin folgte darauf der verdiente öffentliche Aufschrei.
→ weiterlesenDieser Text ist ursprünglich bei »Der Sandwirt« erschienen.
„Decapitate TERFS“ ist in lustig bunten Buchstaben auf dem großen Pappschild zu lesen, das eine Frau in der Menschenmenge hochhält. Rechts neben dem Schriftzug tummeln sich drei rote Herzchen, links schließt eine liebevoll akkurat gezeichnete Guillotine jedes Missverständnis aus: Es handelt sich um eine Aufforderung, „TERFs“, also Feministinnen oder schlicht Frauen, die bestreiten, dass ein Mann durch Sprechakt zur Frau werden kann, zu enthaupten. Das sind die, die Jan Böhmermann im ZDF unter dem Beifall mehrerer Bundestagsabgeordneter als „turds“ („Scheißhaufen“) bezeichnet hat.
Direkt vor dem Schild stehen zwei Frauen mittleren Alters und grinsen gutgelaunt in die Kamera. Es handelt sich um Kirsten Oswald und Kaukab Stewart von der linken Scottish National Party, die sich Mitte Januar an einer Protestkundgebung gegen die Entscheidung der britischen Regierung beteiligten, ein Veto gegen die schottische Version unseres „Selbstbestimmungsgesetzes“ einzulegen.
Das Foto fand millionenfache Verbreitung, als die Schriftstellerin Joanne K. Rowling, selbst Adressatin eines steten Stroms von Drohungen und Beschimpfungen aus den Reihen des Transaktivismus, es auf Twitter teilte. Tage später machte sie sich dort über die Beteuerungen der Politikerinnen lustig, dieses und andere fragwürdige Schilder nicht gesehen zu haben: „Eine seltsame neue Form vorübergehender Blindheit ist unter schottischen Politikern ausgebrochen. Sie konnten Schilder mit Gewaltaufrufen gegen Frauen nicht lesen, als sie nur wenige Zoll davon entfernt standen, waren aber schlagartig geheilt, als Fotos in der Presse auftauchten, die sie beim Posieren vor diesen Schildern zeigten.“
→ weiterlesenKönnte es sein, dass in der frühen Neuzeit, als die Gesellschaftsstruktur sich zusehends verflüssigte und Menschen mit unterschiedlichen Temperamenten ein rechtes und ein linkes politisches Lager bildeten, das Rechte halbwegs am im Rückzug begriffenen Christentum festhielt, während sich das linke davon löste und das so entstehende religiöse Vakuum füllte, indem es seine linken Ideen selbst zur Religion machte?
Das würde einiges erklären.
→ weiterlesenDieser Text ist ursprünglich bei »Der Sandwirt« erschienen.
Niemand kann behaupten, Sven Lehmann, der grüne Queer-Beauftragte der Bundesregierung, sei nicht offen für Kritik. „Es wird Zeit, die Regenbogen-Blindheit des Grundgesetzes zu beenden“, twitterte er kürzlich im Zusammenhang mit seinem Anliegen, die „sexuelle Identität“ als vor Diskriminierung geschütztes Merkmal in Artikel 3 Absatz 3 der Verfassung aufzunehmen. Ein Nutzer mit dem Namen „peng“ und der Losung „No love for a nation (especially this one)“ im Profil wandte ein: „Autsch. AbleismusVolltreffer [sic!]. Vermutlich meinst du ignorant statt Blindheit, oder?“
Für die Älteren: „Ableismus“ setzt sich zusammen aus dem englischen „able“, also fähig, und „-ismus“ wie in „Rassismus“ oder „Sexismus“ und meint so etwas wie Diskriminierung von Behinderten durch die Annahme, dass Nichtbehinderung die Norm oder vorzuziehen sei. So zirkulierten im Zusammenhang der Fußball-WM auch Appelle, auf die Metapher der „Rückgratlosigkeit“ zu verzichten, da diese unterstelle, dass es besser sei, aufrecht zu stehen. Lehmann, der schon mal mit Begriffen wie „bürgerliche Faschos“ hantiert, wenn er rabiat eine Mutter abkanzelt, die in der Zeitschrift EMMA überaus vor- und umsichtig ihre begründete Sorge über die verstörende Wirkung von Gender-Ideologie auf Kinder artikuliert hat, fand die Beschwerde von „peng“ sofort überzeugend und antwortete binnen zehn Minuten: „Ja! Danke für den Hinweis.“
→ weiterlesenEs versteht sich von selbst, dass man den vorigen Beitrag über den kollektiven Nervenzusammenbruch der lautesten Minderheit der Welt aufgrund der Twitter-Übernahme durch Elon Musk bis ins Unendliche mit Beispielen hätte fortsetzen können. Aber wer hätte gedacht, dass der gestörteste, hasserfüllteste und dümmste Beitrag ausgerechnet von der »Tagesschau« kommen würde?
Joseph Goebbels gefällt das.
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