Jung, woke, depressiv: Die psychologische Krise der Linken

Die­ser Text ist ursprüng­lich bei »Der Sand­wirt« erschie­nen. Ich habe das The­ma außer­dem in zwei Vide­os vertieft:


War­um haben die Woken eigent­lich immer bes­se­re Lau­ne als die Anti-Woken?“, erkun­dig­te sich Geor­gi­ne Kel­ler­mann (WDR) vor ein paar Wochen auf Twit­ter. Die Fra­ge über­rascht, wenn man den Zorn der berüch­tig­ten Twit­ter-Mobs, das zwang­haf­te Dau­er­pro­ble­ma­ti­sie­ren von allem und jedem und die für Tik­Tok mit­ge­film­ten Ner­ven­zu­sam­men­brü­che kennt, die für die­ses Milieu cha­rak­te­ris­tisch sind.

Anders aus­ge­drückt: Sie haben mit an Sicher­heit gren­zen­der Wahr­schein­lich­keit kei­ne bes­se­re Lau­ne, von „immer“ ganz zu schwei­gen. Zahl­rei­che Stu­di­en bele­gen, dass Kon­ser­va­ti­ve fast über­all auf der Welt mit ihrem Leben zufrie­de­ner sind als Lin­ke, wäh­rend Letz­te­re häu­fi­ger von Depres­sio­nen, Ängs­ten und psy­chi­scher Krank­heit geplagt sind. Hin­zu kommt als aku­ter Befund, dass seit etwa 2012 die psy­chi­sche Gesund­heit der jun­gen Gene­ra­ti­on abstürzt. Davon sind Mäd­chen und Frau­en stär­ker betrof­fen als Jun­gen und Män­ner, Wei­ße stär­ker als Dun­kel­häu­ti­ge – und mit Abstand Lin­ke stär­ker als Konservative.

Mehr als 50 Pro­zent der 18- bis 29-jäh­ri­gen lin­ken Frau­en in den USA gaben 2020 bei­spiels­wei­se an, schon ein­mal mit einem psy­chi­schen Lei­den dia­gnos­ti­ziert wor­den zu sein. Bei den lin­ken Män­nern die­ser Alters­grup­pe waren es knapp über 30 Pro­zent. Die ent­spre­chen­den Zah­len im kon­ser­va­ti­ven Lager: rund 20 und knapp 14 Prozent.

Gra­fik: Jona­than Haidt mit Daten von Pew Research

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Wer ist für Gendersprache?

Die FAZ berich­tet über eine aktu­el­le Stu­die zur Akzep­tanz des Gen­der­sterns, die auch selbst im Netz ver­füg­bar ist. Sie gibt anhand eini­ger Kor­re­la­tio­nen Auf­schluss dar­über, wel­che per­sön­li­chen Merk­ma­le eine posi­ti­ve Hal­tung zum Gen­der­stern begüns­ti­gen. Vie­les davon ist nicht neu, aber ein inter­es­san­ter Aspekt ist es doch, und alles zusam­men ergibt ein inter­es­san­tes Bild.

Eine Beson­der­heit der Stu­die ist die indi­rek­te Art, durch die die Hal­tun­gen zum Gen­der­stern ermit­telt wur­den. Die rund 10.000 Befrag­ten wuss­ten nicht, dass dies das eigent­li­che The­ma der Stu­die war, son­dern wur­den gebe­ten, aus­zu­wäh­len, wel­che Ver­si­on des Fra­ge­bo­gens sie bear­bei­ten woll­ten: eine mit Gen­der­stern oder mit gene­ri­schem Mas­ku­li­num. Sie glaub­ten also, dass es sich dabei nur um eine For­ma­lie der Befra­gung han­del­te, die gar nicht erfasst wird. Das erhöht die Chan­ce auf ehr­li­che Ant­wor­ten im Hin­blick auf die eige­nen Präferenzen.

Ins­ge­samt haben 21 Pro­zent der Befrag­ten für die Ver­si­on mit Gen­der­stern optiert. 75 Pro­zent wähl­ten das gene­ri­sche Mas­ku­li­num, der Rest traf kei­ne Ent­schei­dung. Das ent­spricht grob dem Bild reprä­sen­ta­ti­ver Mei­nungs­um­fra­gen der letz­ten Jah­re (hier ist eine aktu­el­le).

Wei­te­re Befunde:

  • Frau­en wähl­ten häu­fi­ger den Gen­der­stern als Män­ner, näm­lich zu 27 Pro­zent gegen­über 16 Pro­zent. Das ist ein deut­li­cher Unter­schied, aber nicht deut­lich genug, um den Gen­der­stern als For­de­rung »der Frau­en« hin­zu­stel­len, der sich »die Män­ner« veschlös­sen, wie es wei­ter­hin oft geschieht. Eine gro­ße Mehr­heit der Frau­en lehnt den Gen­der­stern ab.
  • Ähn­lich ver­hält es sich bei den Alter­grup­pen. Befrag­te im Alter von 14 bis 30 Jah­ren wähl­ten zu knapp 40 Pro­zent den Gen­der­stern. Das ist eine Men­ge, ins­be­son­de­re im Kon­trast zu den nur rund 15 Pro­zent der über 60-Jäh­ri­gen. Aber auch bei den Jun­gen ist es kei­ne Mehrheit.
  • Sogar Per­so­nen, die »divers« als Geschlecht ange­ben, optie­ren mehr­heit­lich für das gene­ri­sche Mas­ku­li­num, wenn auch knapp.
  • Wenig über­ra­schend fin­det der Gen­der­stern in den lin­ken Par­tei­en die meis­te Zustim­mung. Bei den Anhän­gern der Par­tei VOLT fin­det er sogar eine Mehr­heit. Unter den Grü­nen­an­hän­gern kom­men die Befür­wor­ter auf 45 Pro­zent. Bei den Lin­ken­an­hän­gern sind es 35 Pro­zent, bei SPD-Anhän­gern 25. 
  • Unter den Anhän­gern der übri­gen Par­tei­en liegt der Anteil der­je­ni­gen mit Wunsch nach Gen­der­stern durch­weg unter 10 Prozent.
  • Auch auf einer all­ge­mei­nen Rechts-Links-Ska­la zeigt sich die­se Ten­denz – je wei­ter man nach links rückt, des­to belieb­ter wird der Gen­der­stern, und umgekehrt.
  • Außer­dem kor­re­liert die Gen­der­stern-Prä­fe­renz mit einem hohen Bil­dungs­grad, einem hohen Ein­kom­men (hust Luxu­ry Beliefs hust) und einem städ­ti­schen Wohnsitz.

Nichts davon ist beson­ders über­ra­schend. Doch die Stu­die erwähnt auch einen Fak­tor, von dem man in den übli­chen Umfra­gen eher noch nicht gehört hat:

Ins­be­son­de­re Per­so­nen, die eine hohe Zustim­mung zu staat­li­chen Ein­grif­fen zei­gen, haben eine höhe­re Wahr­schein­lich­keit, die geschlech­ter­ge­rech­te Ver­si­on zu wäh­len. Die­se Varia­ble hat sich mit deut­li­chem Abstand als der erklä­rungs­mäch­tigs­te Fak­tor in der Ana­ly­se erwiesen.

Kann man also sagen, dass Gen­der­spra­che pri­mär von gut situ­ier­ten auto­ri­tä­ren Lin­ken in den Städ­ten aus­geht? Es wäre inter­es­sant, das ein­mal mit einer Auto­ri­ta­ris­mus­ska­la zu über­prü­fen. Die Annah­me liegt nahe, dass eine glo­ba­le Nei­gung zur Befür­wor­tung staat­li­cher Ein­grif­fe Aus­druck einer auto­ri­tä­ren Ein­stel­lung ist. Eine unver­öf­fent­lich­te Stu­die von Jor­dan Peter­son ergab vor Jah­ren, dass die Anhän­ger poli­ti­scher Kor­rekt­heit sich in zwei Lager spal­ten: Ega­li­tä­re und Auto­ri­tä­re. Das wür­de zu die­sen Befun­den pas­sen. Die Befür­wor­tung des Gen­derns kor­re­liert mit links, erreicht aber auch links kei­ne Mehr­heit. Es ist nur eine Teil­grup­pe der Linken.

Wenn jeden­falls frag­men­ta­risch aus einer Woke­ness­kon­fe­renz her­aus­dringt, dass Die­ter Nuhr von einer »macht­vol­len klei­nen Eli­te« gespro­chen hat, die »ver­sucht zu steu­ern«, scheint das Bild, das obi­ge Zah­len beschrei­ben, damit ganz gut getrof­fen. Alle­mal bes­ser als mit der Reak­ti­on der grü­nen poli­ti­schen Ver­tre­ter jener gut situ­ier­ten auto­ri­tä­ren Lin­ken in den Städ­ten, die in Nuhrs Aus­sa­ge ohne jede Beach­tung des Kon­texts »struk­tu­rel­len Anti­se­mi­tis­mus« ent­deckt haben woll­ten. Getrof­fe­ne Hünd*innen bellen.

Im bunten Bällebad der Menschheitsbeglückung

Die­ser Text ist ursprüng­lich bei »Der Sand­wirt« erschie­nen.


Wenn man die Pan­de­mie Revue pas­sie­ren lässt, muss man natür­lich sagen, dass Grund­rech­te Abwehr­rech­te gegen­über staat­li­chen Maß­nah­men sind und – das ist ja auch gericht­lich fest­ge­stellt wor­den – dass die eine oder ande­re Maß­nah­me sicher­lich auch unver­hält­nis­mä­ßig gewe­sen ist.“ 

Dies sind die Wor­te von Edgar Fran­ke, par­la­men­ta­ri­scher Staats­se­kre­tär beim Gesund­heits­mi­nis­ter, geäu­ßert in der Fra­ge­stun­de im Bun­des­tag am 15. März 2023. „Ich mei­ne die­se Geschich­te, dass man nachts nicht raus­durf­te. Auch der Minis­ter hat bei­spiels­wei­se aus­drück­lich gesagt, dass es in der zwei­ten, drit­ten, vier­ten Wel­le sicher­lich pro­ble­ma­tisch war, dass an den Schu­len kein Unter­richt statt­ge­fun­den hat. Das hat sicher­lich sozia­le Aus­wir­kun­gen auf Schü­ler und Schü­le­rin­nen gehabt, die zum Teil schwer­wie­gend waren.“

Inzwi­schen räu­men auch höchs­te Stel­len ein, dass die staat­li­chen Covid-Maß­nah­men teil­wei­se zu weit gegan­gen sind und mehr gescha­det als genützt haben. In den Vor­jah­ren aller­dings ging die­se Poli­tik vie­len umge­kehrt noch nicht weit genug. Dazu gehö­ren die Unter­stüt­zer der Initia­ti­ve „Zero Covid“, die sich zum Ziel gesetzt hat­te, Covid voll­stän­dig aus­zu­rot­ten, wie es trotz bru­ta­ler Lock­downs auch in Chi­na nicht gelun­gen ist. „Die Maß­nah­men der Regie­rung rei­chen nicht aus“, heißt es im Auf­ruf der Initia­ti­ve vom 12. Janu­ar 2021. „Das Ziel darf nicht in 200, 50 oder 25 Neu­in­fek­tio­nen bestehen – es muss Null sein.“ 

Dies soll­te durch einen „soli­da­ri­schen Shut­down“ erreicht wer­den, „eine soli­da­ri­sche Pau­se von eini­gen Wochen“. Betrie­be und Schu­len müss­ten „geschlos­sen und die Arbeits­pflicht aus­ge­setzt wer­den“, und zwar, „bis die oben genann­ten Zie­le erreicht sind“. 

Flan­kie­rend for­der­te die Initia­ti­ve ein „umfas­sen­des Ret­tungs­pa­ket für alle“, geziel­te Unter­stüt­zung beson­ders vom Shut­down betrof­fe­ner Grup­pen, einen mas­si­ven Um- und Aus­bau der Gesund­heits­in­fra­struk­tur und eine Ver­staat­li­chung von Impf­stof­fen. Mit dem „enor­men Reich­tum“ der euro­päi­schen Gesell­schaf­ten sei all das „pro­blem­los finan­zier­bar“. Zwecks Zugriff auf die­sen Reich­tum sieht die Zero-Covid-Stra­te­gie „die Ein­füh­rung einer euro­pa­wei­ten Covid-Soli­da­ri­täts­ab­ga­be auf hohe Ver­mö­gen, Unter­neh­mens­ge­win­ne, Finanz­trans­ak­tio­nen und die höchs­ten Ein­kom­men“ vor.

Ins­be­son­de­re in Anbe­tracht der letz­te­ren Poin­te ver­wun­dert es nicht, dass sich die Unter­zeich­ner­lis­te liest wie ein Who’s Who der deutsch­spra­chi­gen lin­ken Medi­en­pro­mi­nenz. (Die Web­site gibt es nicht mehr, aber man fin­det eine Kopie im Inter­net­ar­chiv unter archive.org.) 

Doch wie kommt das eigent­lich? Was hat die Befür­wor­tung har­ten Durch­grei­fens zur Bekämp­fung eines Virus mit einer lin­ken poli­ti­schen Ori­en­tie­rung zu tun?

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Die doppelplusgute neue Sensibilität

Die­ser Text ist ursprüng­lich bei bei »Der Sand­wirt« erschie­nen.


Die For­de­rung der Ideo­lo­gie ist die, dass der Mensch – ein unbe­re­chen­ba­res und spon­ta­nes Wesen – auf­hört, als sol­cher zu exis­tie­ren, und dass alle Men­schen Ent­wick­lungs­ge­set­zen unter­wor­fen wer­den, die einer ideo­lo­gi­schen Wahr­heit fol­gen. Des­halb ver­langt die Abkehr von einer unzu­ver­läs­si­gen Rea­li­tät hin zu einer kohä­ren­ten Fan­ta­sie eine abso­lu­te Aus­lö­schung mensch­li­cher Spon­ta­ni­tät und Freiheit.“

Dies schrieb Roger Ber­ko­witz, aka­de­mi­scher Direk­tor des Han­nah Are­ndt Cen­ter for Poli­tics and Huma­ni­ties in einem Bei­trag über die Rea­li­täts­flucht des Tota­li­ta­ris­mus letz­tes Jahr für das Maga­zin „Quil­let­te“. Doch es könn­te sich genau­so gut um eine Auf­ga­ben­be­schrei­bung für einen der soge­nann­ten „Sen­si­ti­vi­ty Rea­der“ han­deln, die neu­er­dings in Ver­la­gen ihr Unwe­sen treiben.

Sen­si­ti­vi­ty Rea­der sind sozu­sa­gen die Polit­kom­mis­sa­re unter den Lek­to­ren. Sie küm­mern sich im Auf­trag von Ver­la­gen dar­um, dass ent­ste­hen­de Tex­te in poli­tisch kor­rek­ten Bah­nen blei­ben, oder bear­bei­ten sogar älte­re Wer­ke ent­spre­chend nach. In den letz­ten Wochen wur­de bei­spiels­wei­se bekannt, dass die berühm­ten Kin­der­bü­cher von Roald Dahl sowie die James-Bond-Roma­ne von Ian Fle­ming für Neu­aus­ga­ben poli­tisch kor­rekt über­ar­bei­tet wur­den. Immer­hin folg­te dar­auf der ver­dien­te öffent­li­che Aufschrei.

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Die Revolution frisst ihre Töchter

Die­ser Text ist ursprüng­lich bei »Der Sand­wirt« erschie­nen.


Deca­pi­ta­te TERFS“ ist in lus­tig bun­ten Buch­sta­ben auf dem gro­ßen Papp­schild zu lesen, das eine Frau in der Men­schen­men­ge hoch­hält. Rechts neben dem Schrift­zug tum­meln sich drei rote Herz­chen, links schließt eine lie­be­voll akku­rat gezeich­ne­te Guil­lo­ti­ne jedes Miss­ver­ständ­nis aus: Es han­delt sich um eine Auf­for­de­rung, „TERFs“, also Femi­nis­tin­nen oder schlicht Frau­en, die bestrei­ten, dass ein Mann durch Sprech­akt zur Frau wer­den kann, zu ent­haup­ten. Das sind die, die Jan Böh­mer­mann im ZDF unter dem Bei­fall meh­re­rer Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ter als „turds“ („Scheiß­hau­fen“) bezeich­net hat.

Direkt vor dem Schild ste­hen zwei Frau­en mitt­le­ren Alters und grin­sen gut­ge­launt in die Kame­ra. Es han­delt sich um Kirs­ten Oswald und Kau­kab Ste­wart von der lin­ken Scot­tish Natio­nal Par­ty, die sich Mit­te Janu­ar an einer Pro­test­kund­ge­bung gegen die Ent­schei­dung der bri­ti­schen Regie­rung betei­lig­ten, ein Veto gegen die schot­ti­sche Ver­si­on unse­res „Selbst­be­stim­mungs­ge­set­zes“ einzulegen. 

Das Foto fand mil­lio­nen­fa­che Ver­brei­tung, als die Schrift­stel­le­rin Joan­ne K. Row­ling, selbst Adres­sa­tin eines ste­ten Stroms von Dro­hun­gen und Beschimp­fun­gen aus den Rei­hen des Trans­ak­ti­vis­mus, es auf Twit­ter teil­te. Tage spä­ter mach­te sie sich dort über die Beteue­run­gen der Poli­ti­ke­rin­nen lus­tig, die­ses und ande­re frag­wür­di­ge Schil­der nicht gese­hen zu haben: „Eine selt­sa­me neue Form vor­über­ge­hen­der Blind­heit ist unter schot­ti­schen Poli­ti­kern aus­ge­bro­chen. Sie konn­ten Schil­der mit Gewalt­auf­ru­fen gegen Frau­en nicht lesen, als sie nur weni­ge Zoll davon ent­fernt stan­den, waren aber schlag­ar­tig geheilt, als Fotos in der Pres­se auf­tauch­ten, die sie beim Posie­ren vor die­sen Schil­dern zeigten.“

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Blasphemie

Marienstatue mit grotesk hervorragenden Brüsten spitzem Phallus sowie Blut an Händen und im Schritt.

Könn­te es sein, dass in der frü­hen Neu­zeit, als die Gesell­schafts­struk­tur sich zuse­hends ver­flüs­sig­te und Men­schen mit unter­schied­li­chen Tem­pe­ra­men­ten ein rech­tes und ein lin­kes poli­ti­sches Lager bil­de­ten, das Rech­te halb­wegs am im Rück­zug begrif­fe­nen Chris­ten­tum fest­hielt, wäh­rend sich das lin­ke davon lös­te und das so ent­ste­hen­de reli­giö­se Vaku­um füll­te, indem es sei­ne lin­ken Ideen selbst zur Reli­gi­on machte?

Das wür­de eini­ges erklären. 

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Woke: Autoimmunerkrankung des Liberalismus

Die­ser Text ist ursprüng­lich bei »Der Sand­wirt« erschie­nen.


Nie­mand kann behaup­ten, Sven Leh­mann, der grü­ne Que­er-Beauf­trag­te der Bun­des­re­gie­rung, sei nicht offen für Kri­tik. „Es wird Zeit, die Regen­bo­gen-Blind­heit des Grund­ge­set­zes zu been­den“, twit­ter­te er kürz­lich im Zusam­men­hang mit sei­nem Anlie­gen, die „sexu­el­le Iden­ti­tät“ als vor Dis­kri­mi­nie­rung geschütz­tes Merk­mal in Arti­kel 3 Absatz 3 der Ver­fas­sung auf­zu­neh­men. Ein Nut­zer mit dem Namen „peng“ und der Losung „No love for a nati­on (espe­ci­al­ly this one)“ im Pro­fil wand­te ein: „Autsch. Ableis­mus­Voll­tref­fer [sic!]. Ver­mut­lich meinst du igno­rant statt Blind­heit, oder?“ 

Für die Älte­ren: „Ableis­mus“ setzt sich zusam­men aus dem eng­li­schen „able“, also fähig, und „-ismus“ wie in „Ras­sis­mus“ oder „Sexis­mus“ und meint so etwas wie Dis­kri­mi­nie­rung von Behin­der­ten durch die Annah­me, dass Nicht­be­hin­de­rung die Norm oder vor­zu­zie­hen sei. So zir­ku­lier­ten im Zusam­men­hang der Fuß­ball-WM auch Appel­le, auf die Meta­pher der „Rück­grat­lo­sig­keit“ zu ver­zich­ten, da die­se unter­stel­le, dass es bes­ser sei, auf­recht zu ste­hen. Leh­mann, der schon mal mit Begrif­fen wie „bür­ger­li­che Faschos“ han­tiert, wenn er rabi­at eine Mut­ter abkan­zelt, die in der Zeit­schrift EMMA über­aus vor- und umsich­tig ihre begrün­de­te Sor­ge über die ver­stö­ren­de Wir­kung von Gen­der-Ideo­lo­gie auf Kin­der arti­ku­liert hat, fand die Beschwer­de von „peng“ sofort über­zeu­gend und ant­wor­te­te bin­nen zehn Minu­ten: „Ja! Dan­ke für den Hinweis.“

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Die »Tagesschau« will Ratten prügeln

Es ver­steht sich von selbst, dass man den vori­gen Bei­trag über den kol­lek­ti­ven Ner­ven­zu­sam­men­bruch der lau­tes­ten Min­der­heit der Welt auf­grund der Twit­ter-Über­nah­me durch Elon Musk bis ins Unend­li­che mit Bei­spie­len hät­te fort­set­zen kön­nen. Aber wer hät­te gedacht, dass der gestör­tes­te, hass­erfüll­tes­te und dümms­te Bei­trag aus­ge­rech­net von der »Tages­schau« kom­men würde?

Joseph Goeb­bels gefällt das.

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Was erlauben Musk? Eine Diagnose

Georg Rest­le, Chef und Mode­ra­tor der WDR-Sen­dung »Moni­tor«, hat am 29. Okto­ber des Jah­res 2022 blu­tend, geschun­den, über­mü­det und aus­ge­hun­gert, den eisi­gen Wind des erbar­mungs­lo­sen Bliz­zards im Haar, als letz­ter Mann im Schüt­zen­gra­ben inmit­ten des infer­na­li­schen Lärms ein­schla­gen­der Mör­ser­gra­na­ten und gequäl­ter Schreie der Kame­ra­den mit ersterben­der Stim­me einen dra­ma­ti­schen Funk­spruch abgesetzt:

Wie gut er ist! Man möch­te direkt beten. Es ist klar, wie schwer er an der Bür­de trägt, so gut zu sein. Ohne ihn hät­te der Hass viel­leicht schon gesiegt, wären die Stim­men der Unter­drück­ten bereits ver­stummt, die Unge­hör­ten unge­hört geblie­ben. Aber er ist ein­fach zu gut, um das zuzu­las­sen. Gut, dass er so gut ist. Amen.

Elon Musk über­nimmt Twit­ter und löst dadurch in alten und neu­en Medi­en einen Melt­down ohne Glei­chen aus. Die Süd­deut­sche Zei­tung hyper­ven­ti­liert: »die ame­ri­ka­ni­sche Demo­kra­tie ist in Gefahr« und wählt dazu die Über­schrift: »Und am Mon­tag kommt Trump zurück«. Dahin­ter steckt ein lus­ti­ger Fake, der auf Twit­ter die Run­de mach­te und bei der Süd­deut­schen wohl zu gut ins Welt­bild pass­te, um ihn nicht unge­prüft zu glauben:

Irgend­wann hat man es gemerkt und die Über­schrift in »Elon Musk gibt den Ober­depp« geän­dert, in Anspie­lung dar­auf, dass Musk nach der Über­nah­me »Chief Twit« in sein Twit­ter-Pro­fil geschrie­ben hat. Sei­nen Sinn für Humor nimmt man ihm beson­ders übel.

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