Die Revolution frisst ihre Töchter

Die­ser Text ist ursprüng­lich bei »Der Sand­wirt« erschie­nen.


Deca­pi­ta­te TERFS“ ist in lus­tig bun­ten Buch­sta­ben auf dem gro­ßen Papp­schild zu lesen, das eine Frau in der Men­schen­men­ge hoch­hält. Rechts neben dem Schrift­zug tum­meln sich drei rote Herz­chen, links schließt eine lie­be­voll akku­rat gezeich­ne­te Guil­lo­ti­ne jedes Miss­ver­ständ­nis aus: Es han­delt sich um eine Auf­for­de­rung, „TERFs“, also Femi­nis­tin­nen oder schlicht Frau­en, die bestrei­ten, dass ein Mann durch Sprech­akt zur Frau wer­den kann, zu ent­haup­ten. Das sind die, die Jan Böh­mer­mann im ZDF unter dem Bei­fall meh­re­rer Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ter als „turds“ („Scheiß­hau­fen“) bezeich­net hat.

Direkt vor dem Schild ste­hen zwei Frau­en mitt­le­ren Alters und grin­sen gut­ge­launt in die Kame­ra. Es han­delt sich um Kirs­ten Oswald und Kau­kab Ste­wart von der lin­ken Scot­tish Natio­nal Par­ty, die sich Mit­te Janu­ar an einer Pro­test­kund­ge­bung gegen die Ent­schei­dung der bri­ti­schen Regie­rung betei­lig­ten, ein Veto gegen die schot­ti­sche Ver­si­on unse­res „Selbst­be­stim­mungs­ge­set­zes“ einzulegen. 

Das Foto fand mil­lio­nen­fa­che Ver­brei­tung, als die Schrift­stel­le­rin Joan­ne K. Row­ling, selbst Adres­sa­tin eines ste­ten Stroms von Dro­hun­gen und Beschimp­fun­gen aus den Rei­hen des Trans­ak­ti­vis­mus, es auf Twit­ter teil­te. Tage spä­ter mach­te sie sich dort über die Beteue­run­gen der Poli­ti­ke­rin­nen lus­tig, die­ses und ande­re frag­wür­di­ge Schil­der nicht gese­hen zu haben: „Eine selt­sa­me neue Form vor­über­ge­hen­der Blind­heit ist unter schot­ti­schen Poli­ti­kern aus­ge­bro­chen. Sie konn­ten Schil­der mit Gewalt­auf­ru­fen gegen Frau­en nicht lesen, als sie nur weni­ge Zoll davon ent­fernt stan­den, waren aber schlag­ar­tig geheilt, als Fotos in der Pres­se auf­tauch­ten, die sie beim Posie­ren vor die­sen Schil­dern zeigten.“

Beim Über­set­zen die­ses Tweets steht man vor einem Pro­blem: Über­trägt man „poli­ti­ci­ans“ in die männ­li­che oder in die weib­li­che Form, „Poli­ti­ker“ oder „Poli­ti­ke­rin­nen“? In die­sem Fall waren die Gemein­ten Frau­en, aber bei Femi­nis­tin­nen wie Row­ling herrscht eine auf­fäl­li­ge Ten­denz vor, den Streit um den gesell­schaft­li­chen Umgang mit dem Trans­gen­der-Phä­no­men als Geschlech­ter­kampf zu framen, als han­del­te es sich dabei um ein frau­en­feind­li­ches Pro­jekt von Män­nern, dem sich die Frau­en hero­isch ent­ge­gen­stel­len. Dies zeigt sich hier dar­in, dass Row­ling von „Gewalt­auf­ru­fen gegen Frau­en“ spricht, obwohl auf dem Schild ja nicht „Deca­pi­ta­te Women“ stand. 

War­um betont sie das Geschlecht? Behan­deln Trans­ak­ti­vis­ten dis­si­den­te Män­ner freund­li­cher? Selbst wenn das zu beja­hen sein soll­te, wäre es eine nahe­lie­gen­de Erklä­rung dafür, dass Ket­zer in den (gefühlt) eige­nen Rei­hen immer schär­fer bekämpft wer­den als Außen­sei­ter, weil sie eine grö­ße­re Bedro­hung für die Inte­gri­tät der Grup­pe dar­stel­len. Eine wider­spre­chen­de Femi­nis­tin beun­ru­higt eine Femi­nis­tin natür­lich mehr als ein außen­ste­hen­der Rech­ter, der eh im gesam­ten eige­nen Lager als Feind gilt und kei­ne Glaub­wür­dig­keit besitzt. So oder so ist der Fokus auf „Frau­en“ als Gesicht des Wider­stands etwas schräg, wenn die ande­re Sei­te, die Täter­sei­te sozu­sa­gen, eben­falls in Gestalt von Frau­en auftritt.

Auf einem Auge blind

Die soge­nann­ten „TERFs“ haben im Wesent­li­chen Recht mit ihren Posi­tio­nen, und in vie­len Fäl­len ist ihr Ein­satz auch durch­aus hero­isch. Der Trans­gen­der-Boom in sei­ner gegen­wär­ti­gen Form bedroht Frau­en­rech­te. Durch ihn erhal­ten Män­ner Zugang zu geschütz­ten Räu­men wie Umklei­den und Toi­let­ten, was ein wun­der­ba­rer Anreiz für genau den­je­ni­gen Typ Mann ist, der dort am wenigs­ten zu suchen hat. 

Die Insas­sin­nen von Frau­en­ge­fäng­nis­sen sind durch die Anwe­sen­heit von Gewalt­tä­tern, die sich offi­zi­ell zur Frau erklärt haben, erhöh­ter Gefahr aus­ge­setzt. Im Frau­en­sport wer­den Ath­le­tin­nen um die ver­dien­ten Früch­te ihrer har­ten Arbeit betro­gen, wenn sie gegen bio­lo­gi­sche Män­ner antre­ten müs­sen, die von Natur aus einen erheb­li­chen Wett­be­werbs­vor­teil haben. 

Eine Rei­he von pro­mi­nen­ten „Trans­frau­en“ erweckt mit ihrem Auf­tre­ten den Ein­druck, die Essenz des Weib­li­chen bestehe in einer über­zeich­net mäd­chen­haf­ten Affek­tiert­heit, was im Ergeb­nis ein Angriff auf die Wür­de der Frau­en ist, umso mehr, da es sich mit der For­de­rung an sie ver­bin­det, den Sta­tus die­ser Per­for­mer als ech­te Frau­en vor­be­halt­los zu akzeptieren. 

Ein wei­te­rer, eher noch alar­mie­ren­de­rer Punkt ist der explo­si­ons­ar­ti­ge Anstieg der Zahl jun­ger Frau­en und Mäd­chen, die durch Gen­der­ideo­lo­gie und ande­re Des­in­for­ma­ti­on dazu ver­führt wer­den, ihr mäd­chen­ty­pi­sches Lei­den an der Puber­tät als Anzei­chen einer männ­li­chen Geschlechts­iden­ti­tät zu inter­pre­tie­ren und sich einer Behand­lung mit Puber­täts­blo­ckern sowie spä­ter Hor­mo­nen und hoch­in­va­si­ven Ope­ra­tio­nen zu unter­zie­hen. Bei Jun­gen pas­siert das auch, aber weit­aus sel­te­ner – eine ver­däch­ti­ge Par­al­le­le zur sozia­len Anste­ckung mit Anore­xie und selbst­ver­let­zen­dem Ver­hal­ten, wie sie von jugend­li­chen Mäd­chen, nicht aber Jun­gen bekannt ist.

Wer also sagt, dass Frau­en und Mäd­chen die Haupt­leid­tra­gen­den des Trans­gen­der-Booms sei­en, hat Recht. Und wenn man sich das Geba­ren man­cher „Trans­frau­en“ sowie die hef­tig hass­erfüll­ten Reak­tio­nen auf die Pro­tes­te von Row­ling et al. ansieht, kann man sich auch des Ein­drucks nicht erweh­ren, dass dabei ech­te Miso­gy­nie, ech­ter Frau­en­hass im Spiel ist.

Aus all dem folgt aber nicht, dass die­se Situa­ti­on ins­ge­samt oder auch nur pri­mär auf dem Mist von Män­nern gewach­sen sei. Der Mann als Schul­di­ger ist bei man­chen ein der­art ein­ge­fah­re­nes Deu­tungs­sche­ma, dass es wie auto­ma­tisch auch auf Pro­blem­la­gen ange­wen­det wird, deren Empi­rie sich wie das ein­gangs erwähn­te Foto hef­tig dage­gen sträubt. Dadurch ent­steht ein blin­der Fleck in der Pro­blem­dia­gno­se, der logi­scher­wei­se auch die Lösung des Pro­blems erschwert. Dies ist kein Krieg zwi­schen Mann und Frau. Bei­de Teams sind gemischt, und der Motor des Trans­gen­der-Booms ist mehr weib­lich als männlich.

Frauen vorneweg und mittendrin

Das Theo­rie­werk rund um Gen­der und Gen­der­iden­ti­tät kommt offen­kun­dig aus dem Femi­nis­mus und sei­nem aka­de­mi­schen Arm, den Gen­der Stu­dies. Deren Kern­ge­dan­ke, dass Gen­der „sozi­al kon­stru­iert“ sei und Geschlecht „bei der Geburt zuge­wie­sen“ wer­de, ist direk­te Vor­la­ge dafür, die auf­ge­zwun­ge­ne Kon­struk­ti­on zurück­zu­wei­sen und zu pro­kla­mie­ren, es wer­de öfter mal das fal­sche Geschlecht zuge­wie­sen. Die Gen­der Stu­dies sind in über­wäl­ti­gen­dem Maß von Frau­en domi­niert – Fou­cault hin oder her. Ein wei­te­res wich­ti­ges Feld der Ver­brei­tung von Gen­der­ideo­lo­gie ist die Päd­ago­gik, sowohl als aka­de­mi­sche Dis­zi­plin als auch als prak­ti­sches Berufs­feld – bei­de wie­der­um von Frau­en domi­niert. In Unter­neh­men und Behör­den sor­gen HR-Abtei­lun­gen und Frau­en- oder Diver­si­ty-Beauf­trag­te für Woki­fi­zie­rung – von Frau­en domi­nier­te Berufs­fel­der. In der deut­schen Poli­tik sind die Grü­nen das Epi­zen­trum von Woke­ness und Trans­gen­der-Poli­tik – eine in ihrem Selbst­bild dezi­diert femi­nis­ti­sche Par­tei mit dem größ­ten Frau­en­an­teil unter den eta­blier­ten poli­ti­schen Par­tei­en Deutschlands. 

Im Trans­ak­ti­vis­mus selbst stößt man auf Akteu­rin­nen wie die so genann­te Tik­Tok-Chir­ur­gin Sidhbh Gal­lag­her, die im Akkord Brüs­te ampu­tiert, sich in lus­tig gemein­ten Inter­net­vi­de­os dar­über amü­siert und Pati­en­ten mit Kom­pli­ka­tio­nen nach Aus­sa­gen meh­re­rer Betrof­fe­ner ein­sil­big abwim­melt; die Psy­cho­lo­gin Dia­ne Ehren­saft, die meint, dass vor­sprach­li­che Klein­kin­der durch sym­bo­li­sche Bot­schaf­ten mit­teil­ten, dass sie „trans“ sei­en – Bei­spiel: ein Mäd­chen pflückt sich die Haar­span­gen vom Kopf –; oder die Ärz­tin Johan­na Olson-Ken­ne­dy, die auf einer Ver­an­stal­tung beschwich­tig­te, wenn eine jun­ge Frau sich die Brüs­te abneh­men las­se und dies spä­ter bereue, kön­ne sie sich ja wie­der wel­che holen. Ama­zon hat zahl­rei­che Bücher für Eltern von „Trans­kin­dern“ im Ange­bot, deren Autoren fast aus­schließ­lich Frau­en sind. Medi­en­be­rich­te und Doku­men­ta­tio­nen zei­gen meist Müt­ter in einer akti­ve­ren Rol­le in der Tran­si­ti­on von Kin­dern als Väter. Frau­en sind in der Trans­be­we­gung über­aus präsent.

TERFs“ ver­wei­sen auf Akteu­re wie Böh­mer­mann und haben inso­fern Recht, als durch­aus auch Män­ner akti­ve Rol­len spie­len, dar­un­ter nar­ziss­ti­sche Oppor­tu­nis­ten wie er. Aber hät­te Böh­mer­mann die „turd“-Sendung pro­du­ziert, wenn er davon hät­te aus­ge­hen müs­sen, dass die Frau­en in sei­nem Milieu und Publi­kum die Sache als frau­en­feind­lich anpran­gern wür­den? Und haben sie das getan?

Der Aufstieg der Frauen und das große Awokening

Die bri­ti­sche Jour­na­lis­tin Mary Har­ring­ton ver­öf­fent­lich­te Anfang 2022 im Maga­zin „The Cri­tic“ einen inter­es­san­ten Arti­kel über den sozia­len Auf­stieg der Frau­en in den USA und Euro­pa über die letz­ten Jahr­zehn­te. Sie setzt an der Beob­ach­tung ande­rer Autoren an, dass eine gesell­schaft­li­che Über­pro­duk­ti­on von Aka­de­mi­kern, die in die­ser Zahl nicht gebraucht wer­den, Pro­ble­me ver­ur­sa­chen muss. Vie­le Hoch­qua­li­fi­zier­te mit schlech­ten Aus­sich­ten – das bedeu­tet vie­le Frus­trier­te, die sich mög­li­cher­wei­se mit ihren Kom­pe­ten­zen gegen die Gesell­schaft wen­den, die sie so hän­gen lässt. Hal­lo, kri­ti­sche Sozi­al­wis­sen­schaf­ten! Nun liegt der Frau­en­an­teil unter den Absol­ven­ten von US-Uni­ver­si­tä­ten inzwi­schen bei knapp 60 Pro­zent, in der stark ange­wach­se­nen und ein­fluss­rei­chen Uni­ver­si­täts­ver­wal­tung je nach Fach sogar bei bis zu 70 Pro­zent. Har­ring­ton stellt daher die Fra­ge, ob jene aka­de­misch geschul­te Unzu­frie­den­heit eine beson­de­re Form annimmt, wenn die betref­fen­de gesell­schaft­li­che Grup­pe über­wie­gend weib­lich ist. Die Ant­wort, die sich abzeich­net: Es könn­te die Form einer brei­ten Woki­fi­zie­rung der Gesell­schaft annehmen.

Har­ring­ton ver­weist auf eine Stu­die der Psy­cho­lo­gin Joy­ce F. Benen­son, die 2013 in Phi­lo­so­phi­cal Tran­sac­tions of the Roy­al Socie­ty erschie­nen ist. The­ma ist das Kon­kur­renz­ver­hal­ten von Frau­en im Licht evo­lu­tio­nä­rer Psy­cho­lo­gie. Benen­son zufol­ge zei­gen Frau­en nicht weni­ger Kon­kur­renz­ver­hal­ten als Män­ner, ver­fol­gen aber ande­re, mehr indi­rek­te Stra­te­gien. Dies ist schlüs­sig vor dem Hin­ter­grund, dass Frau­en kör­per­lich ver­wund­ba­rer sind und in vor­zi­vi­li­sier­ten Zei­ten daher weni­ger kon­fron­ta­ti­ve Ver­hal­tens­mus­ter ent­wi­ckelt haben, um ihren Platz in der Gemein­schaft zu behaup­ten. Benen­son: „Zu den Kon­kur­renz­stra­te­gien von Mäd­chen gehö­ren die Ver­mei­dung direk­ter Ein­mi­schung in die Ziel­ver­fol­gung ande­rer Mäd­chen, die Ver­schleie­rung von Kon­kur­renz­ver­hal­ten, die Beschrän­kung offe­nen Kon­kur­renz­ver­hal­tens auf Situa­tio­nen, in denen sie Posi­tio­nen mit hohem Sta­tus in der Gemein­schaft inne­ha­ben, die Durch­set­zung von Gleich­heit inner­halb der weib­li­chen Gemein­schaft und der sozia­le Aus­schluss ande­rer Mädchen.“

Ver­schleie­rung von Macht­mo­ti­va­tio­nen, Durch­set­zung von Gleich­heit als Stra­te­gie im Kon­kur­renz­kampf, sozia­ler Aus­schluss als Sank­ti­on und Waf­fe? Man könn­te mei­nen, hier wer­den die Kern­prin­zi­pi­en von Woke­ness und Can­cel Cul­tu­re beschrieben.

Gleichheit und Fürsorge als moralische Prinzipien

Auch von moral­psy­cho­lo­gi­scher Sei­te her scheint die Ethik der Woke­ness weib­li­che Züge zu tra­gen. Bereits 1982 ver­trat die femi­nis­ti­sche Psy­cho­lo­gin Carol Gil­ligan pro­mi­nent die The­se, dass Frau­en ein ande­res mora­li­sches Betriebs­sys­tem aus­füh­ren als Män­ner: eine Ethik der Für­sor­ge („care“) im Unter­schied zur männ­li­chen Ethik des Rechts („jus­ti­ce“). Wie immer bei Geschlech­ter­un­ter­schie­den auf Per­sön­lich­keits­ebe­ne hat man es hier nicht mit star­ren Kate­go­rien oder Gegen­sät­zen zu tun, son­dern mit seit­lich ver­setz­ten Ver­tei­lungs­kur­ven, die sich groß­flä­chig über­schnei­den, wäh­rend aber der ver­setz­te Durch­schnitt und die rela­ti­ve Ein­sei­tig­keit in den Extre­men auf gesell­schaft­li­cher Ebe­ne durch­aus sicht­bar und fol­gen­reich sind. 

Gil­ligans The­se erwies sich dem­entspre­chend als zu abso­lut, ent­hielt aber einen Kern Wahr­heit. Im Sche­ma von Jona­than Haidts berühm­ter Theo­rie der mora­li­schen Grund­la­gen, heu­te mehr oder weni­ger Gold­stan­dard der Moral­psy­cho­lo­gie, errei­chen Frau­en im Ver­gleich zu Män­nern höhe­re Wer­te in Für­sor­ge (wie­der­um „care“) und Fair­ness als lei­ten­den mora­li­schen Prin­zi­pi­en. Das ent­spricht grob den wesent­li­chen zwei Wer­ten, an die Woke­ness appel­liert: Mit­ge­fühl für die Schwa­chen und Gleichheit. 

Im bewähr­ten Fünf-Fak­to­ren-Modell der Per­sön­lich­keit errei­chen Frau­en höhe­re Wer­te in Ver­träg­lich­keit, was pro­so­zia­le Ein­stel­lun­gen wie Altru­is­mus und Mit­ge­fühl abbil­det, und Neu­ro­ti­zis­mus, was eine stär­ke­re Nei­gung zu Ängst­lich­keit und Sor­ge reflek­tiert. Letz­te­re über­setzt sich in ein grö­ße­res Sicher­heits­be­dürf­nis und eine ent­spre­chend nied­ri­ge­re Prio­ri­sie­rung von Frei­heit: Befra­gun­gen zum Phä­no­men­be­reich poli­ti­sche Kor­rekt­heit und Can­cel Cul­tu­re zei­gen durch­ge­hend, dass Frau­en stär­ker als Män­ner die Ein­schrän­kung von Frei­hei­ten wie der Mei­nungs- und Wis­sen­schafts­frei­heit befür­wor­ten, um Gleich­heit durch­zu­set­zen und Min­der­hei­ten zu schützen.

Die Tyrannei der Überfürsorge

Im rich­ti­gen Maß und an der rich­ti­gen Stel­le sind Mit­ge­fühl und Gleich­heit zwei­fel­los etwas Gutes, aber sie müs­sen mode­riert, dem Rea­li­täts­prin­zip unter­wor­fen und gegen ande­re Wer­te und Prin­zi­pi­en abge­wo­gen wer­den. Wie der Psy­cho­lo­ge Jor­dan Peter­son ein­mal sag­te: Wenn eine Bären­mut­ter dich in Stü­cke reißt, weil du ihrem Jun­gen zu nahe­ge­kom­men bist, ist das auch Aus­druck von Mit­ge­fühl. Sie­he „Deca­pi­ta­te TERFS“. Inten­si­ves Mit­ge­fühl kor­re­liert mit Feind­schaft nach außen und ist des­halb auch belieb­te Ziel­schei­be poli­ti­scher Pro­pa­gan­da. Mit­ge­fühl an sich ist kein Wert. Es kommt dar­auf an, was man damit anstellt, und man kann nicht nur Gutes damit anstel­len. Und wer sich fragt, ob auch das Gleich­heits­ide­al im Exzess destruk­tiv wer­den kann, möge im 20. Jahr­hun­dert nach Ant­wor­ten suchen.

Unser gesell­schaft­li­cher Dis­kurs über Geschlecht ist extrem unreif. Wir pen­deln besin­nungs­los zwi­schen einer fieb­ri­gen Beses­sen­heit vom The­ma und einer nicht weni­ger irra­tio­na­len Leug­nung der Bedeu­tung des Geschlechts als rele­van­te Eigen­schaft von Men­schen hin und her. 

Im Sin­ne der alten Losung „erken­ne dich selbst“ wäre mehr Klar­sicht und Nüch­tern­heit hier heil­sam. Selbst­er­kennt­nis ist Vor­aus­set­zung für Selbst­be­herr­schung. Wer sei­ne Natur ver­leug­net, ist ihr umso blin­der und hilf­lo­ser aus­ge­lie­fert. Wir sind in der glück­li­chen his­to­ri­schen Situa­ti­on, dass Män­ner und Frau­en gemein­sam und gleich­be­rech­tigt das gesell­schaft­li­che Leben gestal­ten kön­nen. Um das erfolg­reich zu tun, müs­sen sie aber auch in der Lage sein, ihre jewei­li­gen Rol­len, Bedürf­nis­se und Nei­gun­gen zu reflek­tie­ren – dar­un­ter auch ihre eher dunk­len und destruk­ti­ven Impulse.

Nach­dem mehr als genug Dik­ta­to­ren in der Ver­gan­gen­heit vor­ge­führt haben, wie die Tyran­nei des übers­tren­gen Vaters aus­sieht, ver­mit­teln uns poli­ti­sche Kor­rekt­heit und Woke­ness jetzt viel­leicht einen Ein­druck davon, wie eine Tyran­nei der über­für­sorg­li­chen Mut­ter aus­se­hen könn­te. Der tyran­ni­sche Vater schlägt um sich, die tyran­ni­sche Mut­ter erdrückt.

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