Angestoßen von den George-Floyd-Protesten 2020 hat die britische Regierung eine Kommission beauftragt, anhand von empirischen Daten ein Lagebild zu ethnischen Ungleichheiten im Vereinigten Königreich zu erstellen und Empfehlungen zu erarbeiten. Nun hat die Commission on Race and Ethnic Disparities ihren Bericht vorgelegt.
Darin weht ein frischer Wind der Rationalität, wie er bei diesem Thema fast schon nicht mehr vorstellbar war. Der Bericht nimmt Rassismus und Ungleichheit ernst, stellt sich aber entschieden gegen den Reflex, jede ethnische Ungleichheit in mehrheitlich weißen Ländern auf Rassismus zurückzuführen. Ohne es ausdrücklich zu sagen, ist der Bericht ein Nein mit Paukenschlag für die Critical Race Theory.
Ich sehe ihn als Bestätigung meines Essays Der rassistische Antirassismus, der auf dem Standpunkt steht, dass die Lesart des allumfassenden Rassismus sachlich falsch und politisch in jeder Hinsicht kontraproduktiv ist. Sie dämonisiert Weiße, lässt sozial schwache Weiße unter den Tisch fallen, macht Weiße und Minderheiten zu Gegnern und raubt benachteiligten Minderheiten die Chancen auf Verbesserung ihrer Lage, indem sie erstens leugnet, dass es solche Chancen überhaupt gibt, und zweitens durch ihre ideologische Voreingenommenheit eine echte Problemanalyse verhindert.
Man kann nur hoffen, dass der Bericht international von möglichst vielen Köpfen auch in der Politik wahrgenommen wird und uns so dabei hilft, aus der dystopischen Finsternis und geistigen Lähmung der »antirassistischen« Religion zurück ans Licht der Realität zu kommen.
Im folgenden ein paar Zitate.
Einfach gesagt, haben wir es nicht mehr mit einem Großbritannien zu tun, in dem das System ethnische Minderheiten absichtlich benachteiligt. Hindernisse und Ungleichheiten sind vorhanden, sie sind vielfältig, und ironischerweise haben nur sehr wenige davon direkt mit Rassismus zu tun. Allzu oft ist ›Rassismus‹ die Pauschalerklärung für alles, die einfach implizit akzeptiert werden kann, statt explizit untersucht zu werden.
Die Evidenz zeigt, dass Geographie, Einfluss der Familie, sozioökonomischer Hintergrund, Kultur und Religion sich stärker auf die Lebenschancen auswirken als vorhandener Rassismus. Dennoch nehmen wir die Realität des Rassismus ernst und bestreiten nicht, dass er in Großbritannien eine reale Kraft ist.
Für einige Gruppen ist die Gegenwart immer noch von historischen Erfahrungen des Rassismus eingefärbt, und hier gab es Widerstand dagegen, anzuerkennen, dass Großbritannien offener und fairer geworden ist.
Die Daten zeigen auch viele Erfolgsgeschichten von Minderheitengruppen. Diese werden oft ignoriert und erfahren wenig Interesse (seitens der Medien). Wir aber wollten die Gründe für die Erfolge verstehen und herausfinden, ob daraus Lehren gezogen werden konnten.
Im Fortgang unserer Untersuchungen hatten wir zunehmend den Eindruck, dass ein kaum genutzter Ansatz für die Schließung von Ungleichheitslücken darin bestand, zu untersuchen, in welchem Umfang Individuen und ihre Gemeinschaften sich durch eigene Initiative selbst helfen können, statt darauf zu warten, dass unsichtbare äußere Mächte das Nötige tun.
In vielen Untersuchungsgebieten, darunter Bildungsversagen und Kriminalität, stießen wir letztlich auf zerrüttete Familienverhältnisse als einen der Hauptgründe für mangelnden Lebenserfolg. Umgekehrt ist die Familie auch für viele ethnische Minderheiten der Grundstein des Erfolges.
Unsere Vertiefung in die Daten hat auch enthüllt, wie Teile der weißen Mehrheit in ihren Problemlagen feststecken. So kamen wir zu der Auffassung, dass Empfehlungen, wo immer es möglich ist, darauf ausgelegt sein sollten, Hindernisse für alle abzubauen statt nur für bestimmte Gruppen.
Wir sprechen in diesem Bericht darüber, dass Großbritannien für alle Gruppen offen ist. Uns ist aber auch sehr bewusst, dass die Tür für einige manchmal nur halb offensteht, darunter die weiße Arbeiterklasse. In diesem Zusammenhang haben wir gezeigt, wie Großbritannien in den Bereichen Bildung, Beschäftigung, Gesundheit und Kriminalität sowie Polizeiarbeit eine integrativere und gerechtere Landschaft werden kann.
Wir haben festgestellt, dass manche ethnische Minderheiten besser partizipieren konnten als andere. Wir waren beeindruckt vom »Einwanderungsoptimismus« einiger neuer afrikanischer Gemeinschaften. Sie gehören zu den neuen Spitzenleistern des Bildungssystems. Da ihre karibischen Mitschüler in denselben Schulklassen sitzen, ist es schwierig, Rassismus für deren Rückstand verantwortlich zu machen.
Die Kommissionsmitglieder waren nicht beeindruckt von Unternehmen, die als Nachweis ihrer progressiven Haltung auf ihre »unconscious bias«-Trainings verweisen. Wir sahen mehr Sinn in bewussten Bemühungen, Talente aus vielfältigen Hintergründen zu fördern.
Die Unterrichtsressource »Making of Modern Britain« ist unsere Antwort auf negative Forderungen nach einer »Dekolonisierung« der Lehrpläne. Weder ein Ausschluss von weißen Autoren noch symbolisches Hochhalten schwarzer Leistungen wird zur geistigen Bildung junger Menschen beitragen. Wir haben uns gegen den Abriss von Statuen ausgesprochen. Stattdessen wollen wir, dass sich alle Kinder ihr britisches Erbe aneignen. Wir wollen eine Unterrichtsressource schaffen, die den Einfluss Großbritanniens, insbesondere zur Zeit des Empires, untersucht. Wir wollen sehen, wie das Britische das Commonwealth und die lokalen Gemeinschaften beeinflusst hat und wie das Commonwealth und die lokalen Gemeinschaften das beeinflusst haben, was wir heute als modernes Großbritannien kennen.
Vermutlich war diese Klarsicht und Nüchternheit nur möglich, weil die Kommission mehrheitlich aus Vertretern ethnischer Minderheiten besteht. Weiße Europäer wären sozial gar nicht in der Lage, einen solchen Bericht zu verfassen. Selbst wenn man welche fände, die genügend Mut und geistige Freiheit mitbrächten, würden die Postmodernisten die Sache einfach anhand von Vorwürfen des Rassismus und der Privilegiertheit für ungültig erklären. Auch so sind die Reaktionen, wie man sich denken kann, nicht durchweg freundlich.
Im Moment sieht es nicht danach aus, dass die Vernunft eines solchen Berichts auch in Deutschland möglich wäre. Die Bundesregierung hat mit ihrem großen Maßnahmenpaket gegen Rassismus von 2020 das DeZIM-Institut mit der Erstellung eines »Diskriminierungs- und Rassismusmonitors« beauftragt. Dieses ist ganz auf postmodernistisch-»antirassistischer« Linie. Wir hören nun den Geschäftsstellenleiter des Rassismusmonitors: