Georg Restle, Chef und Moderator der WDR-Sendung »Monitor«, hat am 29. Oktober des Jahres 2022 blutend, geschunden, übermüdet und ausgehungert, den eisigen Wind des erbarmungslosen Blizzards im Haar, als letzter Mann im Schützengraben inmitten des infernalischen Lärms einschlagender Mörsergranaten und gequälter Schreie der Kameraden mit ersterbender Stimme einen dramatischen Funkspruch abgesetzt:
Wie gut er ist! Man möchte direkt beten. Es ist klar, wie schwer er an der Bürde trägt, so gut zu sein. Ohne ihn hätte der Hass vielleicht schon gesiegt, wären die Stimmen der Unterdrückten bereits verstummt, die Ungehörten ungehört geblieben. Aber er ist einfach zu gut, um das zuzulassen. Gut, dass er so gut ist. Amen.
Elon Musk übernimmt Twitter und löst dadurch in alten und neuen Medien einen Meltdown ohne Gleichen aus. Die Süddeutsche Zeitung hyperventiliert: »die amerikanische Demokratie ist in Gefahr« und wählt dazu die Überschrift: »Und am Montag kommt Trump zurück«. Dahinter steckt ein lustiger Fake, der auf Twitter die Runde machte und bei der Süddeutschen wohl zu gut ins Weltbild passte, um ihn nicht ungeprüft zu glauben:
Irgendwann hat man es gemerkt und die Überschrift in »Elon Musk gibt den Oberdepp« geändert, in Anspielung darauf, dass Musk nach der Übernahme »Chief Twit« in sein Twitter-Profil geschrieben hat. Seinen Sinn für Humor nimmt man ihm besonders übel.
Sogar die Bundesregierung beteiligt sich an der Hysterie und will Twitter künftig »sehr genau beobachten«. Bisher war demnach sichergestellt, dass alles mit rechten Dingen zugeht? Wodurch? Die nicht ansatzweise vorhandene Transparenz? Die ebenso nicht vorhandene demokratische Kontrolle oder Regulierung? Die es in den anderen sozialen Netzwerken, die anscheinend keiner »genauen Beobachtung« bedürfen, genauso wenig gibt?
Iron Law of Woke Projection
Die bisherige Social-Media-Wirklichkeit sieht ja so aus, dass zum Beispiel Facebook und Twitter sowie einige US-Leitmedien durch Unterdrückung belastender Berichterstattung über die Bidens offenbar entscheidend in den US-Präsidentschaftswahlkampf eingegriffen haben. Und das ist nur die Spitze des Eisbergs. Seit Jahren wird die Präsenz der Konservativen auf den Plattformen erschwert und ausgedünnt. Es ist nicht mal ein offenes Geheimnis, sondern gar keines, dass Führungspersonal und Belegschaften der Tech-Unternehmen mehrheitlich klar links stehen. Das haben beispielsweise der langjährige Twitter-Chef Jack Dorsey und Mark Zuckerberg offen eingeräumt. Bei Google hat eine interne Versammlung 2016 emotional den Wahlsieg Trumps betrauert, später hat eine Insiderin vor versteckter Kamera darüber philosophiert, wie man die »nächste Trump-Situation« verhindern könne. Im Rahmen einer ähnlichen Aktion von Project Veritas gab ein Twitter-Mitarbeiter zu Protokoll, die meisten Kollegen seien »commie as fuck«, das Unternehmen glaube nicht an Meinungsfreiheit und es zensiere Rechte, nicht aber Linke.
Das war alles kein Problem. Keine Rufe nach Demokratisierung, Vergesellschaftung, staatlicher Kontrolle der Plattformen; noch nicht einmal ein besorgter Zeitungskommentar. »Wenn es euch nicht passt, baut euch doch eure eigene Plattform«, hieß es immer. »Es sind private Unternehmen und die können machen, was sie wollen«.
Und jetzt kommt jemand, der diese klare Schieflage als Problem sieht und nach seinem Bekunden eine für alle offene, faire und transparente Plattform will, die im Rahmen der Gesetze Meinungsfreiheit gewährleistet – und das ist eine Gefährdung der Demokratie, wo vorher alles in Ordnung war.
Das ist eine Realitätsumkehr um 180°, die James Lindsay als »Iron Law of Woke Projection« bezeichnet.
Weisband beschreibt genau die Situation, die wir bisher auf Twitter haben, nur dass es Linke sind, die so tun, als wären sie die Welt, während sie mit der herrschenden Twitter-Meinung in Wahrheit vielleicht 10 Prozent repräsentieren, wenn überhaupt.
Sie fürchten, kurz, dass Musk genau das macht, was sie selbst an seiner Stelle machen würden oder bisher bereits gemacht haben.
»An der Stelle enteignen«
So auch die Juso-Vorsitzende Jessica Rosenthal, die Musk »an der Stelle enteignen« möchte. Für den »Spiegel« zeigen ihre Äußerungen, …
… wie groß die Sorge ist, der Multimilliardär könnte die Plattform zum Instrument seiner persönlichen Interessen machen, missliebige Meinungen unterdrücken – und einer Radikalisierung des Diskurses Vorschub leisten.
Die Sorge? Welche Sorge? Wessen Sorge? Die gesellschaftliche Gesamtsorge? Wie begründet ist die? Missliebige Meinungen unterdrücken – ich dachte, die Befürchtung ist, dass der olle Dummkopf die Moderation abschaffen will, weil er nicht versteht, dass die Meinungsfreiheit Grenzen hat? Zudem sprach er vor Monaten davon, die Algorithmen offenlegen zu wollen, um Manipulation gerade zu verhindern.
In einem anderen Artikel raunt der »Spiegel«, dass Donald Trump die Übernahme bereits bejubelt habe – DA-DA-DAAAAM! Irgendeine sachliche Einschätzung darüber hinaus liefern beide Artikel nicht.
Auch für Jan Böhmermann führt kein Weg daran vorbei, den USA den Krieg zu erklären – da darf man sich jetzt nicht wegducken:
All dem liegt die erstaunlich weltfremde Vorstellung zugrunde, ein Mensch wie Elon Musk würde nun einfach blind und blöd alle Regeln der Plattform abschaffen oder dort anderweitig als Axt im Walde wirken und seine 44-Milliarden-Dollar-Investition mitsamt seines Rufes vor die Wand fahren. Warum sollte er das tun? Was sollte sein Motiv dabei sein? Es würde zweifellos die Plattform zerstören, wenn er zuließe, dass Anarchie ausbricht, oder die Algorithmen manipulierte (um was zu erreichen?), was beides zur Folge hätte, dass die Linke vergrault wird. Was hätte er davon? Für wie dumm halten diese Menschen ihn? Wie konnte ein solcher Dummkopf aufbauen, was er aufgebaut hat?
Hass zerstört die Theory of Mind
»Political hate shatters an individual’s theory of mind«, sagt der Psychologe Gad Saad. Das ist es wohl. Der Feind ist als böse markiert und das macht Empathie für ihn ebenso wie rationales Denken in Bezug auf ihn unmöglich – und Recherche über ihn unwahrscheinlich, wie man hinzufügen muss. In dieselbe Richtung geht Jonathan Haidts Metapher des moralischen Kraftfelds:
Innerhalb eines moralischen Kraftfelds ist Abweichlertum zutiefst verstörend. Apostaten und Ketzer müssen verbannt oder exekutiert werden. … Moral bindet und blendet. … Sakralisierung verzerrt das Denken. Heilige Werte binden Teams zusammen und machen sie blind für die Wahrheit.
Was wiederum den Kreis zum angesprochenen Phänomen der Projektion schließt. Im Rahmen des Gut-und-böse-Denkens bei aktiviertem moralischem Kraftfeld wird die Eigengruppe als nur gut und die Feindgruppe als nur böse gesehen. Das eigene Böse muss dazu auf den Gegner projiziert werden. Je mehr Böses es zu projizieren gibt, desto auffälliger wird das. Und hier gibt es eine Menge, denn das »Böse«, um das es geht, ist die linke Beinahe-Hegemonie in der Medienöffentlichkeit.
Was erlauben Musk?
Am 27. Oktober, also deutlich vor Georg Restles heroischer Geste, in einem Tweet zu beteuern, wie gut er ist, twitterte Musk eine Botschaft an die Werbetreibenden auf Twitter. Ich zitiere auszugsweise.
Ich habe Twitter gekauft, weil es für die Zukunft der Zivilisation wichtig ist, einen gemeinsamen öffentlichen Marktplatz zu haben, auf dem eine breite Spanne von Überzeugungen auf gesunde Weise und gewaltfrei debattiert werden kann. Gegenwärtig besteht eine große Gefahr, dass sich Social Media in rechts- und linksextreme Echokammern aufspaltet, die Hass erzeugen und unsere Gesellschaft spalten.
In der unermüdlichen Gier nach Klicks haben große Teile der traditionellen Medien diese polarisierten Extreme bedient und angetrieben, in dem Glauben, damit Geld zu verdienen, doch dabei bleibt die Möglichkeit zum Dialog auf der Strecke.
Restle kauert an dieser Stelle bereits zu Tode verängstigt unter seinem Schreibtisch ob dieses Tsunamis des Hasses. Übrigens klingt das ziemlich genau nach dem, was auch Saskia Esken gerade beklagt hat. Aber wenn Musk es beklagt und lösen will, ist das böse, weil er nicht links ist. Oder nicht links genug – er gab ja an, immer demokratisch gewählt zu haben, bis die Demokraten zur Partei des Hasses geworden seien.
Das ist jener Hass, der für Georg Restle nicht existiert, weil er und seine Kollegen schlicht nicht darüber berichten. Und dass Musk selbst gegen Hass vorgehen möchte und vielleicht sogar vernünftige Ideen dazu hat – diese Vorstellung kann ein Georg Restle gar nicht verarbeiten.
Beispiel: Die Begründung, die Musk im Frühjahr dafür nannte, dass er die Sperrung von Trump für einen Fehler hielt.
[Die Sperre] hat einen großen Teil des Landes vor den Kopf gestoßen und am Ende nicht dazu geführt, dass Trump keine Stimme mehr hätte. Er wird jetzt auf Truth Social sein, zusammen mit einem großen Teil der Rechten in den Vereinigten Staaten. Ich glaube, das könnte das Problem nur verschärft haben.
Die Unfähigkeit, sich vorzustellen, dass es mehr negative als positive Konsequenzen haben könnte, erheblichen Teilen der Bevölkerung einfach den Mund zu verbieten, ist Teil der oben angesprochenen Zerstörung der »theory of mind«. Die ganze linksorthodoxe »Gegen-rechts«-Wirtschaft beruht darauf, denn wenn die mit ihrer aggressiven Arroganz und abgeschotteten Linksdogmatik irgendjemanden nie erreichen wird, dann Rechte oder solche, die mit Rechten sympathisieren.
Zurück zu Musks aktuellen Botschaft an die Werbetreibenden:
Nichtsdestotrotz kann Twitter selbstverständlich nicht zu einer anarchischen Höllenlandschaft werden, wo ohne Konsequenzen alles gesagt werden kann. Die Plattform muss nicht nur die jeweiligen Landesgesetze achten, sondern auch für alle warm und einladend sein; ein Ort, wo man die gewünschte Erfahrung den eigenen Präferenzen gemäß gestalten kann, so wie es zum Beispiel Filme oder Videospiele für alle Altersgruppen sowie für Erwachsene und alles dazwischen gibt.
Das hinderte »WDR Aktuelle Stunde« nicht daran, mehr als 24 Stunden später (oh the irony) zu twittern:
Jetzt ist es offiziell: Elon Musk hat Twitter übernommen. Dort soll jeder alles sagen dürfen, Pöbeleien inklusive. Aber amerikanische Redefreiheit und deutsche Meinungsfreiheit sind zwei ganz verschiedene Dinge, sagt Markus Beckedahl von Netzpolitik.
Sehr kluk. Nur irrelevant. Hat Musk gesagt, er wolle irgendwelche Landesgesetze nicht achten? Nein, er hat das Gegenteil gesagt.
Schwarzer Gürtel im Taubenschach
Doch die scharfsinnigste Einlassung stammt von einem der hochintellektuellen Köpfe hinter dem »ZDF Magazin Royale«, der jeden Gebührencent wert ist und mit etwas gutem Willen sogar als alphabetisiert gelten kann:
HAHAHAHA MEINUNGSFREIHEIT DANN DARF ICH DICH JA BESCHIMPFEN WIE ICH WILL DU PIMMEL HAHAHAHA DA HAST DU MEINUNGSFREIHEIT ICH BIN SEHR INTELLIGENT – das ist schon mal ein Knüller, aber dann noch mit dem Klassiker »Experiment« einen draufsetzen, so dass er automatisch Sieger ist und alles schon antizipiert hat, was man zur Erwiderung sagen könnte, und das Blocken und Ausblenden als originelle Idee verkaufen – Respekt. Schwarzer Gürtel im Taubenschach.
Es ist generell interessant, was für ein verhasstes Wort und Konzept »Meinungsfreiheit« unter tonangebenden Linken geworden ist, und damit verbunden, wie fest sie sich einhellig davon überzeugt zeigen, dass Meinungsfreiheit zu ihrem Nachteil wäre. Wahrscheinlich ist Meinungsfreiheit auch libertärer Autoritarismus, oder sogar »Klima Rassismus«; wer weiß.
Sie sind ja … ein schäbiger Troll!
Dass es übrigens außerhalb der Bubble grundsätzlich keine Menschen mehr gibt, sondern nur noch »Trolle«, ist längst eine Selbstverständlichkeit. Auch beim »Volksverpetzer«, wo der Sound von Roland Freisler so lebendig ist wie nirgends sonst:
Menschen, die wir nicht mögen, sind gar keine Menschen, sondern irrationale Monster. Zerstörung der Theory of Mind durch politischen – und d. h. religiösen – Hass. Selbstverständlich fehlt im Artikel jeder Beleg dafür, dass »extreme Rechte jubeln«. Dass nur extreme Rechte gut finden, was wir blöd finden, gehört zu den Apriorien des Glaubens, deren Gewissheit jeder Empirie vorgelagert ist.
Diesseits des Deliriums
Aber genug von dem Geschnatter. Wie kann man das Ganze realistisch einschätzen?
Es gibt eine Kategorie von Superreichen, die sogenannte Philanthropie betreiben, also ihren Reichtum nicht nur nutzen, um ein Luxusleben zu führen, sondern versuchen, damit Gutes zu bewirken, was natürlich heißt: was sie persönlich für »Gutes« halten. Dazu gehören etwa auch Bill Gates und George Soros. Man muss nicht gut und kann falsch oder gefährlich finden, was sie bewirken, aber Gutes zu bewirken scheint ihr Antrieb zu sein. Das ist auch plausibel, denn welche Ziele soll man als Milliardär noch haben? Man kann sich vorstellen, dass Luxus allein auf Dauer nicht befriedigend ist.
So ein Milliardär ist auch Musk. Er will den Klimawandel bekämpfen, den er für eine der größten Bedrohungen der Menschheit hält. Künstliche Intelligenz hält er für gefährlich, aber unvermeidlich, und engagiert sich deshalb auf dem Gebiet. Sein Raumfahrtunternehmen soll einer Kolonisierung des Weltraums den Weg bahnen. Es ergibt sich das konsistente Bild eines Visionärs, der zu einer positiven Gestaltung der Zukunft beitragen will. Man kann das als Größenwahn einordnen, aber es ist nicht größenwahnsinniger als das Wirken etwa von Bill Gates, George Soros oder Klaus Schwab.
Natürlich ist die Sorge über solches Eingreifen der Reichen und Mächtigen grundsätzlich berechtigt und etwas, worüber man reden sollte. Aber bitte nicht nur auf einer Seite und dort in schrillster Hysterie, während auf der anderen ohne Kommentar alles durchgeht und man als Verschwörungsschwurbler gebrandmarkt wird, wenn man Vorgänge bedenklich findet. Denn Musk fällt ja hier nur dadurch aus der Reihe, dass er nicht progressiv ist. Wie erwähnt:
Insbesondere hat er sich gegen Wokeness positioniert. Im April twitterte er, das woke Geistesvirus mache Netflix ungenießbar, und darauf folgte eine noch dezidiertere Aussage:
Also kein Wunder, dass er als böse markiert ist; für manche ist ja »woke« gleichbedeutend mit Gerechtigkeit, Mitgefühl, Anständigkeit und so ziemlich allem, was sonst noch gut ist. Aber sie steht eben völlig quer zu den Prinzipien der Aufklärung, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie, wenn man genau hinsieht, auf denen freiheitliche Gesellschaften gebaut sind, so dass ihre Vertreter sich eigentlich nicht auf diese berufen können.
Doch diese Diskussion würde hier zu weit führen. Ich sehe jedenfalls vor dem Hintergrund von Musks Biographie nicht, warum man ihm nicht glauben sollte, dass er mit Twitter beabsichtigt, positiv auf den öffentlichen Diskurs einzuwirken, wobei »positiv« heißt, in Richtung Fairness und konstruktiven Meinungsaustausches. Für große Profite ist die Plattform ja nicht bekannt, und warum er plötzlich zum rechten Kulturkrieger werden sollte, nachdem er das nie war, ist auch nicht ersichtlich. Und selbst wenn, könnte er durch ein zerstörtes Twitter keinen Einfluss mehr ausüben und muss mit sehr genauer und kritischer Beobachtung rechnen.
Die schwierigere Frage ist, wie viel er wirklich bewirken kann. Er sprach im Frühjahr davon, dass die Algorithmen offengelegt werden sollten, und bezeichnete sich zum Schrecken der Linken als »free speech absolutist«. Jetzt wird sich zeigen, welches Schicksal solch hohe Ideale auf dem harten Boden der Realität nehmen. Das Thema Moderation von Inhalten ist das beste Beispiel für diese Realitätsprobe. Free Speech klingt toll, aber auf einer Plattform wie Twitter, laufen eben tatsächlich Kommunikationsströme ab, die Schaden anrichten, wenn sie unkontrolliert bleiben. Und im Zweifel wissen die Beteiligten mehr darüber als wir hier draußen. Dass auch Musk Respekt vor dem Thema hat, zeigte er mit der Ankündigung, mit einem pluralistisch besetzten Expertengremium darüber zu beraten und bis dahin keinerlei Änderungen vorzunehmen. (Gerüchte über eine Trump-Rückkehr sind somit verfrüht.)
Ich könnte mir also vorstellen, dass sich gar nicht so viel ändert, weil die Zwänge der Wirklichkeit nur einen Kompromiss zulassen, der für niemanden ganz befriedigend ist. Aber ich bin vorsichtig optimistisch, dass Musk tatsächlich Verbesserungen bringen kann. Dass sie nötig ist, meinen nicht nur Elon Musk und Saskia Esken, sondern etwa auch der renommierte Psychologe Jonathan Haidt, der den aktuellen Dynamiken sozialer Medien eine Schlüsselrolle in der seit etwa 10 Jahren zu beobachteten gesellschaftlichen Spaltung, Radikalisierung und Verblödung zuschreibt, für die wir oben ironischerweise einige Beispiele gesehen haben. Musks Lebenslauf mahnt, ihn nicht zu unterschätzen, und wer sich in Anbetracht seiner Leistungen das Urteil erlaubt, er sei dumm, ist ein narzisstischer Idiot.
Was aber sicher nicht passieren wird, ist, dass er auf Twitter systematisch Rechte begünstigt oder missbräuchlicher Nutzung der Plattform freie Bahn lässt. Es könnte allenfalls sein, dass auch woke-linke Hassmobs verstärkt mit der Moderation zu tun bekommen und Zeitungen auch negative Berichterstattung über linke Präsidentschaftskandidaten posten dürfen – und aus Sicht der Woke-Linken wären gleiche Maßstäbe genau die himmelschreiende Ungerechtigkeit, die sie jetzt befürchten, getreu dem Prinzip der repressiven Toleranz. So gesehen könnte ihre Panik berechtigt sein. Und das wäre gut so.