Wenn ein Ausdruck wie »toxische Männlichkeit« überhaupt einen Sinn hat, übt der klassische »Herr der Ringe« eine klügere Kritik daran als hundert manspreadende Pseudo-Galadriels.
Ja, da gibt es kämpfende Männer und Heroismus. Aber im Mittelpunkt steht ein kleiner Hobbit, der gerade deswegen als Einziger für die große Aufgabe geeignet ist, den Ring nach Mordor zu bringen, weil er nicht mit der Verführbarkeit, dem Stolz und den Ambitionen der Menschen behaftet ist. Weil er nichts für sich selbst will. Seine Selbstlosigkeit wiegt die Schwäche auf, dass er auf dem Gebiet von Kampf und Aggression überhaupt nichts zu bieten hat; falls das hier überhaupt eine Schwäche ist.
Macht und Kampf müssen sein, wo sie eben sein müssen. Zu kämpfen ist heroisch, wo es nicht der eigenen Befriedigung dient, sondern dem Frieden und dem Schutz Unschuldiger. Aber Macht und Stärke können auch verführen und zum Selbstzweck werden. Diese Versuchung ist immer eine Gefahr und nicht jeder hat die Kraft, ihr zu widerstehen.
Klassische Geschichten wie diese sind so stark und beliebt, wie sie sind, weil sie wahr sind, egal wie viele Zauberer, Zwerge, Orks und magische Gegenstände darin auftauchen. Und ihre durch Wokeness zombifizierten Nachfolger langweilen und floppen, weil es Lügen sind, nicht weil prominente Rollen von Schwarzen und Frauen gespielt werden. Dass dies der Grund sei, ist eine Lüge vom selben Stapel, von dem die Geschichten selbst kommen.