Etwas verspätet, da ich unterwegs war, weise ich auch hier auf meinen neusten Artikel bei telepolis hin. Er ist kurz vor Jahresende erschienen und fasst das Geschehen bis Weihnachten zusammen. Abgesehen davon, dass Harvard-Präsidentin Claudine Gay inzwischen doch zurückgetreten ist, sind die Inhalte weiter relevant.
Die depressive Linke (Videoreihe)
Der Vollständigkeit halber verlinke ich nochmal meine Videoreihe, weil vor Kurzem der dritte Teil erschienen ist und ich vergessen habe, hier darauf hinzuweisen. Sie beruht lose auf dem Beitrag »Jung, woke, depressiv: Die psychologische Krise der Linken«, geht aber in allen Punkten mehr in die Tiefe.
Daily Wire: Angriff auf die Woke-Kultur
»Lady Ballers« ist eine Sportkomödie nach typischem Hollywood-Strickmuster. Ein Basketballtrainer, der seine besten Jahre hinter sich hat, trommelt sein gealtertes Team noch einmal zusammen.
Er hat eine Idee, wie sie es gemeinsam noch zu spätem Ruhm bringen können: indem sie bei den Frauen antreten. Die Strategie geht auf. Sie bringt nicht nur die ersehnten Wettkampfsiege, sondern darüber hinaus lukrative Sponsoringverträge und ein begeistertes Medienecho. Kritik gilt als transphob und ist daher tabu.
Biologische Männer im Frauensport – das Thema war in den letzten Jahren immer mal wieder mit spektakulären Fällen in den Schlagzeilen und ist ein gefundenes Fressen für Parodie und Satire.
Allerdings würde es Hollywood aktuell nicht mit der Kneifzange anfassen. So kommt Lady Ballers auch nicht von dort, sondern aus Nashville. Der Film ist eine Produktion des konservativen Medienunternehmens Daily Wire und seit Anfang Dezember exklusiv auf dessen Streamingplattform zu sehen.
Antirassismus in Katerstimmung
Das 2020 gegründete Forschungszentrum von Ibram X. Kendi, Bestsellerautor und wohl prominentester »Antirassist« der USA, hat mehr als 50 Millionen US-Dollar an Fördermitteln eingesammelt und dafür kaum Ergebnisse produziert. Jetzt wurde die halbe Belegschaft entlassen und die Universität hat aufgrund von Vorwürfen ehemaliger Mitarbeiter über schlechte Führung und Missmanagement von Fördermitteln eine Untersuchung angekündigt. Für telepolis habe ich das aufgeschrieben.
Wokeness, Israel und die Juden
Folgender Text ist aus den Notizen entstanden, die ich mir für den vorgestrigen Podcast gemacht hatte.
Viele Linke, vor allem in den USA, sehen den Terroranschlag von Hamas am 7. Oktober als revolutionären Akt im Rahmen des revolutionären Projekts, auf das all ihre Mühen gerichtet sind, und Israel entsprechend als Teil und Symbol der Unterdrückungssysteme, die sie bekämpfen.
→ weiterlesenOpfermentalität bei A Distanza
Ich war mal wieder bei dem Podcast A Distanza zu Gast und habe mich mit Philipp und Adrian über Hamas-Terror und den woken Antisemitismus unterhalten.
Die narzisstische Fälschung der Wirklichkeit
Am 13. Juli 2023 nahm sich in Toronto ein Lehrer und Schulleiter namens Richard Bilkszto im Alter von 60 Jahren das Leben. Gut zwei Jahre zuvor hatte Kike Ojo-Thompson die Zerstörung seiner bis dahin tadellosen Karriere und Reputation eingeleitet. Als Ausrichterin eines sogenannten Antirassismus-Trainings, an dem Bilkstzo teilnahm, hatte sie ihn vor rund 200 Mitarbeitern der öffentlichen Schulverwaltung im Bezirk Toronto als Negativbeispiel eines bornierten, privilegierten Weißen angeprangert, der sich gegen Aufklärung über Rassismus sperrt. Das hatte genügt, ihn in seinem Berufsumfeld in Ungnade fallen zu lassen, obwohl die Anschuldigung sichtlich aus der Luft gegriffen war.
Wie üblich, wenn persönliches Risiko im Spiel ist, schwiegen die meisten Zeugen des Unrechts. Niemand stellte sich hinter ihn. Manche traten beherzt nach. Nun zog er die letzte Konsequenz daraus.
Ojo-Thompson erklärte Bilkszto zu einem „Lehrstück“, doch das wahre Lehrstück ist sie selbst. Wokeness ist das perfekte Ökosystem für narzisstisches Missbrauchsverhalten. Sie ist wie dafür gemacht, Narzissmus und verwandten Dispositionen einen legitimierenden ideologischen Rahmen zu verleihen. Vielleicht ist sie dafür gemacht.
Es entspräche etwa dem, was in Sekten passiert. Ein Narzisst oder Psychopath überzeugt einige Menschen von einem erlogenen Glaubenssystem, das ihn als besonders hervorhebt – besonders klug, besonders wissend, besonders heilig. Sie machen dabei mit, weil dadurch ein Abglanz dieser Besonderheit auf sie fällt. Indem sie sich dem Guru mitsamt seinen Launen und Zumutungen unterordnen, werden sie Mitglieder einer exklusiven Gemeinschaft von Auserwählten, die allen Außenseitern übergeordnet sind – klüger, wissender, heiliger. Das ist der Lohn dafür, dass sie das Lügengebäude des Gurus mittragen. Sie werden von ihm narzisstisch missbraucht und im Zuge ihres Mittuns selbst zu narzisstischen Missbrauchern. Der Hauptunterschied ist, dass Wokeness nicht einen großen Guru hat, sondern viele kleine, mittlere und vor allem: mittelmäßige.
Stakeholder-Kapitalismus: Ein Gespenst geht um in der Wirtschaft
Dieser Text ist ursprünglich bei »Der Sandwirt« erschienen.
Manchmal durchweht ein Hauch von DDR die Filmbewertungsportale im Internet. Die aktuelle Realfilm-Neufassung von Disneys Klassiker „Arielle, die Meerjungfrau“ erreichte bei Rotten Tomatoes nach ihrem Kinostart am 26. Mai in der Publikumsbewertung sagenhafte 95 Prozent Zustimmung. Das war unerwartet, denn der Film war bereits seit Monaten ein Zankapfel im Kulturkampf gewesen. Dies hatte sich etwa in einer desaströsen „Ratio“ seiner Vorschau auf YouTube geäußert, also einem vielfachen Überwiegen der Klicks auf „Daumen runter“. Ähnlich war es letzten Sommer den Ankündigungen von „Die Ringe der Macht“ ergangen, der „Herr der Ringe“-Adaption von Amazon. Im Herbst erwies sich dann die unzufriedene YouTube-Öffentlichkeit als verlässliches Omen – die exorbitant teure erste Staffel der Serie floppte. Ihre Publikumsbewertung bei Rotten Tomatoes landete bei 39 Prozent. Weit entfernt von 95.
Auch bei der Filmdatenbank IMDB bot sich ein fragwürdiges Bild. Die aggregierte Nutzerbewertung für „Arielle“ lag knapp oberhalb einer 7 von 10; ein gutes Ergebnis. Doch bei näherem Hinsehen stieß man auf einen Vermerk, dass aufgrund „ungewöhnlicher Bewertungsaktivität“ eine „alternative Gewichtungskalkulation“ zur Anwendung gekommen sei. Die ungewichtete Gesamtwertung bewegte sich demzufolge zwischen 4 und 5.
Wie üblich rechtfertigten branchennahe Medien das Herausfiltern schlechter Bewertungen, indem sie diese Rassisten zuschrieben. Demnach stößt sich die Öffentlichkeit an der schwarzen Schauspielerin Halle Bailey in der Hauptrolle. Sogar in der „Welt“ war kürzlich zu lesen, dass die Besetzung schwarzer Schauspieler „manchen zu weit“ gehe. Das wäre allerdings etwas Neues. Schwarze Schauspieler wie Will Smith, Zoe Saldaña und Denzel Washington sind hochdotierte Topstars. „Black Panther“ spielte 2018 mit schwarzem Ensemble und Regisseur mehr als 1,3 Milliarden US-Dollar ein, davon 700 Millionen in den USA. Aktuell räumt „Across the Spider-Verse“ an der Kinokasse ab und wird von Medien und Publikum gefeiert. Hauptfigur ist Miles Morales, ein schwarzer Spider-Man. Wenn Rassismus der Grund für den Arielle-Flop ist, schlägt dieser Rassismus merkwürdig selektiv zu.
→ weiterlesenBubblebewohner Özdemir klagt über Bubbles
Cem Özdemir ist aufgefallen, dass der politische Gegner manchmal Realitätsbezug vermissen lässt.
…
Wer sagt’s ihm?
Ich. Auf YouTube.
Jung, woke, depressiv: Die psychologische Krise der Linken
Dieser Text ist ursprünglich bei »Der Sandwirt« erschienen. Ich habe das Thema außerdem in zwei Videos vertieft:
„Warum haben die Woken eigentlich immer bessere Laune als die Anti-Woken?“, erkundigte sich Georgine Kellermann (WDR) vor ein paar Wochen auf Twitter. Die Frage überrascht, wenn man den Zorn der berüchtigten Twitter-Mobs, das zwanghafte Dauerproblematisieren von allem und jedem und die für TikTok mitgefilmten Nervenzusammenbrüche kennt, die für dieses Milieu charakteristisch sind.
Anders ausgedrückt: Sie haben mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine bessere Laune, von „immer“ ganz zu schweigen. Zahlreiche Studien belegen, dass Konservative fast überall auf der Welt mit ihrem Leben zufriedener sind als Linke, während Letztere häufiger von Depressionen, Ängsten und psychischer Krankheit geplagt sind. Hinzu kommt als akuter Befund, dass seit etwa 2012 die psychische Gesundheit der jungen Generation abstürzt. Davon sind Mädchen und Frauen stärker betroffen als Jungen und Männer, Weiße stärker als Dunkelhäutige – und mit Abstand Linke stärker als Konservative.
Mehr als 50 Prozent der 18- bis 29-jährigen linken Frauen in den USA gaben 2020 beispielsweise an, schon einmal mit einem psychischen Leiden diagnostiziert worden zu sein. Bei den linken Männern dieser Altersgruppe waren es knapp über 30 Prozent. Die entsprechenden Zahlen im konservativen Lager: rund 20 und knapp 14 Prozent.
Grafik: Jonathan Haidt mit Daten von Pew Research
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